Presse aktuell 2013


 WB vom 7.8.13

WB-SERIE: MEIN VEREIN IST SPITZE

Hebelbund Lörrach


HEBELS WIRKEN UND WERK IM BEWUSSTSEIN HALTEN

Hans-Jürgen Schmidt, Präsident des Hebelbunds


Eine düstere Zeit für Deutschland: Das nationalsozialistische Regime hatte die Herrschaft an sich gerissen, der Grenzübergang von Lörrach nach Riehen war geschlossen. „Es war eine Zeit des Zusammenbruchs der regionalen Identität“, erzählt Hans-Jürgen Schmidt, Präsident des Hebelbunds Lörrach. Sogar das Denkmal im Hebelpark hätten die Nazis zu Kanonenfutter einschmelzen wollen. „Lasst mich einen Gipsabdruck machen“, bat der damalige Lörracher Gipsermeister Indlekofer. Er hat sich den riesigen Koloss in seine Werkstatt geholt und die Fertigstellung lange hinausgezögert. Schmidt vermutet, dass der damalige Bürgermeister Boos das Denkmal absichtlich vergessen hätte, weil er den Volkszorn nicht auf sich ziehen wollte. Was für eine große symbolische Bedeutung: Im Zusammenhang mit dieser Anekdote steht die Wiedereröffnung der Grenze. Das Original steht seit 1946 wieder im Hebelpark. Johann Peter Hebel gilt seitdem vielen Lörrachern als Sinnbild für die wiedergewonnene Freiheit und für die Verkörperung bis heute gültiger Werte. Er selbst wohnte und lehrte einige Jahre im Pädagogium, dem heutigen Dreiländermuseum.

„Das war sicherlich nur ein kleiner Haufen“, sagt Schmidt über die Gründungsmitglieder, unter anderem bestehend aus Pfarrern und Journalisten, die 1947 den Hebelbund ins Leben riefen. Heute hat der Verein knapp 300 Mitglieder. In Lörrach und Umgebung kommt man um den bedeutenden alemannischen Mundartdichter nicht herum. Der von Schmidt initiierte „Wiesewanderweg“ zeichnet Hebels Leben auf Tafeln vom Feldberg bis zum Rhein nach. Das große Anliegen des Vereins ist, Hebels Wirken und Werk im Bewusstsein der Menschen zu erhalten und zu vermitteln.

Zusätzlich zur Jahresschrift hat der Hebelbund zwei Standbeine geschaffen: Immer um Hebels Geburtstag herum gibt es Anfang Mai den „Hebelsonntag“. Auf einen Gottesdienst folgt, passend zu den Kalenderblättern, in denen Frommes und Aufgeklärtes in verschiedenartigen Geschichten keinen Widerspruch bildet, das nach einem Buchtitel benannte „Schatzkästlein“ mit Vorträgen. Das diesjährige Motto war „Hebel und die Musik“: Schon zu Lebzeiten sind einige seiner Gedichte vertont worden. Im Rahmen der Veranstaltung wird alljährlich der „Hebeldank“ verliehen für Menschen aus Bereichen wie Kultur, Literatur oder Regionalforschung, die in der Gegenwart im Sinne Hebels arbeiten. Die diesjährige Auszeichnung erhielt Franz Littmann, der eine bedeutende Biografie über den 1760 in Basel geborenen Dichter, evangelischen Theologen und Pädagogen veröffentlicht hat.

Das zweite Standbein sind die „Literarischen Begegnungen“, zu denen Schriftsteller, Dichter und Liedermacher eingeladen werden. Zu Jahresbeginn hat Uli Führe, Musiker und Komponist, Hebels Gedichte präsentiert. Danach war der Schweizer Autor Erwin Messmer zu Gast. Es folgen am 20. Oktober Markus Manfred Jung, der in Mundart schreibt, und am 10. November der Schriftsteller Arnold Stadler, der Hebelpreisträger im Jubiläumsjahr 2010.

Derzeit gibt es Überlegungen, weitere Veranstaltungen anzubieten wie Lesungen in Krankenhäusern und Schulen, über die der Verein Nachwuchs gewinnen will. Denn, so sagte Franz Kafka: „Ich empfehle immer mal wieder Hebel“. (ts)

Weitere Infos zum Verein unter
Telefon 0 76 27/ 72 56 oder
0 76 27/ 92 26 38 oder im Internet
unter www.hebelbund.de