Presse aktuell 2012


BZ vom 7.12.2012

Ein Stück Heimat- und Kulturhistorie

Zur Traditionsveranstaltung Hebelschoppen gibt es allerhand Akten —
und die sollen der Nachwelt erhalten bleiben


Von unserer Mitarbeiterin Jutta Schütz

BAD BELLINGEN. Über 100 Jahre ist der Hebelschoppen, der regelmäßig Ende Oktober in Hertingen stattfindet, mittlerweile alt. Zur Historie der Veranstaltung existieren viele Akten ehemaliger Hebelvögte , die das Ereignis über die Zeiten hinweg kommentieren. Diese übergaben kürzlich die derzeitigen Hebelvögte Karl Mannhardt, Eberhard Stotz und Adolf Kammüller an Bürgermeister Christoph Hoffmann. Der Grund: Im Rathaus können sie archiviert werden und bleiben damit der Nachwelt erhalten.

"Wir werden immer älter, und jeder von uns hatte daheim ältere Unterlagen zum Hebelschoppen gesammelt" , berichtet Karl Mannhardt. Jüngere Nachfolger, die willens sind, die Traditionsveranstaltung von der Organisation und vom Inhalt her zu übernehmen, sind nicht in Sicht. "Wenn einem von uns etwas passiert, wären die älteren Unterlagen vielleicht verloren, deshalb hatte Eberhard Stotz Kontakt mit Bürgermeister Hoffmann aufgenommen, um nachzufragen, ob die Gemeinde einen zentralen Verwahrungsort anbieten kann" , erzählt der Schliengener Architekt. Hoffmann sagte sofort zu, die Unterlagen archivieren zu lassen. "Nun haben wir nur noch die neueren Akten und Adresslisten, die wir wieder für die Organisation des nächsten Hebelschoppens benötigen, bei uns daheim liegen", freut sich Mannhardt, der auch jeden Vortrag der vergangenen Jahre archiviert hat.

Für Mannhardt, Stotz, Kammüller und viele Bürger ist der Hebelschoppen, der übrigens kein Verein, sondern eine freiwillige Interessengemeinschaft ist, ein Stück Kultur- und Heimatgeschichte. Der Dichter Johann Peter Hebel war und ist ein Repräsentant der alemannischen Sprache über die Grenzen hinweg, bis ins Elsass und in die Schweiz hinein. Mit Hertingen ist Hebel verbunden, weil er dort einige Jahre lebte.

Noch wird der Hebelschoppen von vielen, allerdings vorwiegend älteren Menschen besucht. Sie schätzen den Vortrag mit Festakt in der Hertinger Kirche und das anschließende Zusammensein im Bürgersaal mit Musik und Gedichtvorträgen in alemannischer Sprache.

Nur: Wie gewinnt man mehr jüngere Menschen fürs Mitmachen? Hebel sei keinesfalls altbacken, denn in seinen Geschichten seien viele Lebensweisheiten verpackt, die man durchaus auf neuere Zeiten anwenden könne, ist sich Mannhardt sicher. Ein Anfang Richtung Moderne wurde dieses Jahr gemacht. Den Festvortrag hielt Franz Littmann, und er beschäftigte sich mit dem Thema "Reden ist Silber — Schweigen Gold — mit Hebel ins Internetzeitalter". Als Aufhänger nahm Littmann Hebels "Merkwürdige Gespenstergeschichte".

Mannhardt möchte aber noch weitergehen, denn er weiß, dass junge Menschen nur dann für Hebel und die alemannische Sprache zu gewinnen sind, wenn sie sich in ihren Lebenswelten wiederfinden. Sprache und Mundart verändern sich, Themen, die Hebel beschäftigten, können anders ausgelegt oder auch neu in einem anderen Zusammenhang entdeckt werden. "Vielleicht", so überlegt der Schliengener, "gibt es an Schulen Projekte, die sich mit der alemannischen Sprache oder mit Hebel beschäftigen. Vielleicht gibt es sogar Kinder und Jugendliche, die privat alemannische Gedichte, Lieder oder Geschichten schreiben."

Um das herauszufinden, bittet Mannhardt Lehrer und Schüler, mit ihm Kontakt aufzunehmen. "Unser Anliegen könnte ja auch mal eine Idee oder ein Anstoß für ein Referat oder ein Unterrichtsprojekt sein", überlegt er.

Kontakt: Wer mit Karl Mannhardt zum Thema Hebelschoppen in Kontakt treten möchte, kann ihn unter der Adresse Eisenbahnstraße 49, 79418 Schliengen, Telefon 07635/1302, erreichen.