|
Presse aktuell 2012
|
Die Oberbadische vom 6.11.12
Hommage an die Wildsau
Markus Ramseier zu Gast bei den
„Literarischen Begegnungen“ des Hebelbunds
Von Marie-José Rosenwald
Lörrach. Mit Markus Ramseier war am Sonntag bei
den "Literarischen Begegnungen" des Hebelbunds
ein Schriftsteller zu Gast, dem es in Mundart
und Hochdeutsch gleichermaßen gelingt,
Beobachtungen auf den Punkt zu bringen. Es war
nur ein kleines Publikum im Hebelsaal des
Dreiländermuseums, dem er Auszüge aus seinen
Werken vorlas.
Der promovierte Literaturwissenschaftler wurde
von Volker Habermaier, Vizepräsident des
Hebelbunds, als Schriftsteller vorgestellt, für
den beide Sprachen gleichrangig, aber nicht
gleichwertig seien. Ramseier, in Pratteln
geboren und dort lebend, ist Schriftsteller,
Leiter der "Stiftung für Ort- und
Flurnamen-Forschung Baselland" und
"eingefleischter Schnitzelbänkler", so
Habermaier. Im vergangenen Jahr erhielt er den
Hebeldank des Hebelbunds Lörrach.
Der Grundschullehrer
erkannte das Talent Ramseiers
Geschichten in Mundart und Hochdeutsch zeichnen
sich durch Liebe zum Detail aus. Schon als
kleiner Junge verlor er sich bei der Beobachtung
von Blättern ganz in Gedanken, wofür die
Erzieherin im Kindergarten, in den er regelmäßig
zu spät kam, mit keinem Verständnis, sondern
harten Strafen reagierte, so eine kurze
Geschichte aus seinem in Hochdeutsch
geschriebenen Buch "Licht". Der Lehrer seiner
ersten Schuljahre erkannte sein Talent und gab
ihm Zeit für die Welt und die Sprache.
Er sei als Schreiber kein einfacher Typ, so
Ramseier, ein offenes Ende bleibe bei den
Geschichten, die ihm oft zufliegen würden und
die aus genauen Beobachtungen herrühren. Seine
Aussage, "Figuren sehr gern" zu haben, werde
dabei immer wieder untermauert.
Sei es bei der Frau, deren Kleid im Laufe der
Zeit an Farbe verliert, dem Mann, der jeden Tag
nach Verwertbarem in Mülleimern sucht, dem
geduldigen Alten, der ins Gras fällt und dort
stundenlang liegen bleibt.
Seine am Sonntag in Mundart vorgetragenen
Geschichten fußten auf den Erlebnissen Ramseiers
als Läufer im dämmrigen Wald, sei es der
"Zusammenstoß" mit einem Bussard, dessen Nest er
zu nahe kam, dem Wettrennen mit einem Dachs auf
einer Finnenbahn oder der Hommage an seinem
Liebling im Wald, die schlaue Wildsau.
Die Liebe zu Figuren und Details kam auch in
seinem in Kürze erscheinenden Roman "Vogelheu"
zum Ausdruck, dessen Anfang Ramseier vorlas. Das
Thema "Wellness" steht dabei im Mittelpunkt.
Aber auch der ungewöhnliche Großvater und die
darauf gründende komplizierte Beziehung zu
seiner Enkelin finden darin Platz.
|
|
|
|