Presse aktuell 2012


Die Oberbadische vom 13.8.12

Das Land mit Hebels Augen sehen


Verein „250 Jahre Johann Peter Hebel“ im Rebland unterwegs


Rebland (ib). Nachweislich unternahm Johann Peter Hebel Streifzüge durch die Rebdörfer. In Blansingen etwa ließ er sich die Schuhe besohlen und nahe dem "Römerhof" besuchte er einen ortsbekannten Bauern. Auf diesen und weiteren Spuren des Dichtersohnes wandelten am Samstag 60 Hebel-Anhänger aus Basel.

Die Frauen und Männer, die zur Mittagsstunde aus dem Zug stiegen, gehören zum Verein "250 Jahre Johann Peter Hebel". Aus Empörung tat man sich 2010 mit Gleichgesinnten zusammen, weil der Kanton den 250. Geburtstag des großen alemannischen Dichters nicht gebührend gefeiert habe, erklärte Präsident Marcel Rünzi.

Zum dritten Mal gab es die Wanderung, die stets eine andere Route verfolgt. Die jüngste führte vom Bahnhof Rheinweiler zur Blansinger Kirche und weiter zum Sportplatz Huttingen. Den mehrstündigen Marsch mit einigen Höhenmetern bewältigten die Eidgenossen trotz der Hitze gern. "Das isch guet gange", lachte die 75-jährige Elsbeth Bobst.

Man teilte sich in vier Grüppchen, legte Rast ein und lauschte unter schattigem Blätterdach dem Dichterwerk. Als Rezitatoren traten Carina Koschmieder, Willi Schläpfer, Sonja Kaiser, Christian Zingg und Dominik Wunderlin auf. Letzterer besitzt profundes Wissen, ist Vizepräsident des Vereins, Kurator im Museum der Kulturen Basel und mehr.

Um die literarische Seite der Veranstaltung zu bereichern, wurden zudem Hermann Burte, René Schickele und Hilde Ziegler vorgestellt. Die 1999 verstorbene Weiler Schauspielerin tat sich auch als Autorin hervor. Sätze wie "Z'Bellige sin alli katholisch, weiß dr Gugger worum" sorgten für Erheiterung. Von Burte hatte Wunderlin die Ode vom wilden Charakter des Rheins gewählt, der später in ein braves Bett gedrängt wurde.

Bekanntheitsgrad besitzt auch Beatrice Mall. Die Präsidentin der Hebelstiftung kam in Begleitung ihrer Familie und wanderte zum zweiten Mal mit. Sie bestätigte, dass auf Schweizer Seite im Jubiläumsjahr zu wenig geschehen sei. Es habe eine Veranstaltung in der Basler Peterskirche, Hebels Taufstätte, und einen Zustupf für den grenzüberschreitenden Hebel-Weg gegeben " mehr nicht. Dominik Wunderlin berichtete von gescheiterten Bemühungen, beide Kantonsregierungen einzubinden.

Umso mehr genoss man die Veranstaltung am Samstag. Unterwegs wurden die Augen mit fruchtbarer Landschaft und der Geist mit ansprechender Lektüre verwöhnt, beim Abschlusshock kam der Gaumen auf seine Kosten. Der Tag bot Interessantes und Neues, so der einhellige Tenor der Mitglieder. Als Gast war der Züricher Architekt Peter Fierz dabei, der mit der Bibliothkarin Verena Bider und dem Chemiker Thomas Heim ins Gespräch kam. Jeder hat seinen individuellen Bezug zu Hebel, der wiederum als Dichter und Denker, Pfarrer und Naturwissenschaftler spezielle Meinungen gestattet. Den Chemiker sprechen die Formulierungen in Hebels "Spinnentier" an, der Architekt begeistert sich für die Umtriebigkeit im "Hebelschen Bermudadreieck Basel-Wiesental-Karlsruhe". Vereinspräsident Rünzi war als Grundstücksgutachter tätig, und mit Immobilien hatte Anton Schorer zu tun. Vor allem sei er Basler, betonte Schorer, und als solcher unterstütze man das Wohl der Stadt.

Forcieren möchte man überdies die nachbarschaftlichen Beziehungen, wie Rünzi hervorhob, erleichtert durch Hebels Vielseitigkeit. Deutsche Mitstreiter seien herzlich willkommen, sagte Rünzi (Kontakt: marcel.ruenzi@bluewin.ch). Ihm wie Sekundar Paul Kellerhals und weiteren Vorstandsmitgliedern galt der Dank der Anwesenden für den guten Ablauf.