Aus dem Hochrheingebiet, dem großen und dem
Kleinen Wiesental waren die Freunde der
alemannischen Mundart ins Hebelhaus
gekommen, um sich von Gedichten, Anekdoten
und Erzählungen vom "Breiti-Lieseli"
begeistern zu lassen. Gleich mit ihrer
Eingangsbemerkung über das "volle Haus", von
dem sie "erschrocken" und "überwältigt" sei,
sich aber "saumäßig" freue (obwohl man
dieses ordinäre Wort heute nicht mehr
verwenden soll), aber "affegeil" sei auch
nicht schöner, war der Bann gebrochen, und
Beifall brandete auf.
Ernste Töne schlug die in Feuerbach wohnende
Mundartdichterin, ausgezeichnet mit der
Hebel-Gedenkplakette der Gemeinde Hausen und
der Hebel-Medaille der Stadt Singen, an, als
sie sich zum großen Sohn Hausens bekannte,
der sich von Gottesfurcht und Zufriedenheit
durch Leben führen ließ. Bereits ihre
Großmutter hatte während der Kriegszeit der
Liesel auf dem elterlichen Hof in St.
Johannis-Breite im Dunkeln sitzend
Hebelgedichte beigebracht. "Ich wandle gern
uf Hebels Spure", meinte s"Breiti-Lieseli,
"denn das "Enedra" isch mir bsunders
wichtig." Gedanken machte sie sich auch, wie
es wohl Hebel erginge, wenn er unsere
heutige Zeit erlebte; daher sei es für die
Zukunft bedeutend, das unsere Heimat
Hebelland bleibe.
"Alemannisch ist die Sprache des Herzens",
betonte die Verfechterin der Mundart, ein
Kulturgut, auf das man stolz sei. Mit dem
Gedicht "Der Wegweiser" von Hebel rundete
Liesel Meier ihre Denkanstöße zum
Weltliteraten ab und nahm sich als
"Hebelwalküre", wie sie schon bezeichnet
wurde, selbst auf den Arm.
Im zweiten Teil redete s"Breiti-Lieseli
teilweise frei von der Leber, auswendig, und
gab Lesebeispiele aus einigen ihrer bisher
sechs erschienenen Bücher. Gekonnt
verarbeitete die lebensfrohe 79-Jährige
Selbsterfahrungen, gewann den Beschwerden
des Alters auch gute Seiten ab, wobei sich
vieles von selbst reguliere, spätestens beim
"Morgengrauen" vor dem Spiegel. Gerade die
oftmals überraschenden Wendungen der
nachvollziehbaren Erfahrungen der Luise
Katharina Meier lösten ein überzeugendes
Lachen des frohgestimmten Publikums aus.
Trinksprüche aus Feuerbach, Begegnungen mit
Elsässern, Erlebnisse mit Handwerkern oder
das Hobby des Ehemanns als Imker zeugten vom
Frohsinn und bodenständigem Humor der
Referentin. Mit dem nachdenkenswerten
Gedicht "Europa-Gedanke" beendete
s"Breiti-Lieseli einen gelungenen
Vortragsabend: Zukunft bedenke " Vertraue
schenke Mitenander plane " enander mahne
Zämme schalte " zämme halte Neus entdecke .
Fründschaft wecke Grenze abbaue " im Andere
traue Glichi Weg beschritte " uf alle Site
Mitenander schwätze " enander schätze Jedi
Gmeinsamkeit begrueße Un nie meh " nie meh "
ufenander schieße!