Presse aktuell 2012


MT vom 27.4.12

Bekenntnis zum großen Sohn Hausens


Hausen (cb). Mit über 60 Besuchern stieß die Muettersproch-Gsellschaft, Gruppe Wiesetal, bei ihrer jüngsten Veranstaltung auf großes Interesse.

Aus dem Hochrheingebiet, dem großen und dem Kleinen Wiesental waren die Freunde der alemannischen Mundart ins Hebelhaus gekommen, um sich von Gedichten, Anekdoten und Erzählungen vom "Breiti-Lieseli" begeistern zu lassen. Gleich mit ihrer Eingangsbemerkung über das "volle Haus", von dem sie "erschrocken" und "überwältigt" sei, sich aber "saumäßig" freue (obwohl man dieses ordinäre Wort heute nicht mehr verwenden soll), aber "affegeil" sei auch nicht schöner, war der Bann gebrochen, und Beifall brandete auf.

Ernste Töne schlug die in Feuerbach wohnende Mundartdichterin, ausgezeichnet mit der Hebel-Gedenkplakette der Gemeinde Hausen und der Hebel-Medaille der Stadt Singen, an, als sie sich zum großen Sohn Hausens bekannte, der sich von Gottesfurcht und Zufriedenheit durch Leben führen ließ. Bereits ihre Großmutter hatte während der Kriegszeit der Liesel auf dem elterlichen Hof in St. Johannis-Breite im Dunkeln sitzend Hebelgedichte beigebracht. "Ich wandle gern uf Hebels Spure", meinte s"Breiti-Lieseli, "denn das "Enedra" isch mir bsunders wichtig." Gedanken machte sie sich auch, wie es wohl Hebel erginge, wenn er unsere heutige Zeit erlebte; daher sei es für die Zukunft bedeutend, das unsere Heimat Hebelland bleibe.

"Alemannisch ist die Sprache des Herzens", betonte die Verfechterin der Mundart, ein Kulturgut, auf das man stolz sei. Mit dem Gedicht "Der Wegweiser" von Hebel rundete Liesel Meier ihre Denkanstöße zum Weltliteraten ab und nahm sich als "Hebelwalküre", wie sie schon bezeichnet wurde, selbst auf den Arm.

Im zweiten Teil redete s"Breiti-Lieseli teilweise frei von der Leber, auswendig, und gab Lesebeispiele aus einigen ihrer bisher sechs erschienenen Bücher. Gekonnt verarbeitete die lebensfrohe 79-Jährige Selbsterfahrungen, gewann den Beschwerden des Alters auch gute Seiten ab, wobei sich vieles von selbst reguliere, spätestens beim "Morgengrauen" vor dem Spiegel. Gerade die oftmals überraschenden Wendungen der nachvollziehbaren Erfahrungen der Luise Katharina Meier lösten ein überzeugendes Lachen des frohgestimmten Publikums aus.

Trinksprüche aus Feuerbach, Begegnungen mit Elsässern, Erlebnisse mit Handwerkern oder das Hobby des Ehemanns als Imker zeugten vom Frohsinn und bodenständigem Humor der Referentin. Mit dem nachdenkenswerten Gedicht "Europa-Gedanke" beendete s"Breiti-Lieseli einen gelungenen Vortragsabend: Zukunft bedenke " Vertraue schenke Mitenander plane " enander mahne Zämme schalte " zämme halte Neus entdecke . Fründschaft wecke Grenze abbaue " im Andere traue Glichi Weg beschritte " uf alle Site Mitenander schwätze " enander schätze Jedi Gmeinsamkeit begrueße Un nie meh " nie meh " ufenander schieße!