Presse aktuell 2012


MT vom 26.3.2012

Spannende Rätsel aus Hebels Feder


Hausener Museumsnacht vermittelt Wissenswertes über Leben und Wirken des Dichters

Hausen (hjh). Eine „literarische Begegnung“ der ganz besonderen Art erlebten die Gäste des Förderverein Hebelhaus-Erweiterung in den Abendstunden des Samstags. Helmut Langs Teamhatte zur „Museumsnacht“ eingeladen, die sich über die drei Ebenen des Hebelhauses erstreckte und einzig und allein Johann-PeterHebel im Fokus hatte.

Rund 20 Gäste machten Bekanntschaft mit Auszügen aus Hebels Gedichten und privaten Briefen, mit Rätseln aus der Feder Hebels und mit spannenden Geschichten aus dem „Rheinischen Hausfreund“. Und sie ließen sich beeindrucken vom authentischen Umfeld, in dem die Worte und Gedanken des großen Sohnes dieser kleinen Gemeinde sehr viel mehr Wirkung erzielten als dies in irgendeiner Bibliothek, im Nebenzimmer einer Gaststätte oder in irgendeinem Museum der Fall gewesen wäre.

Helmut Lang und Hansjörg Straub begrüßten die illustre Gästeschar, die im Erdgeschoss in den Genuss von Klaus Brusts umfassendem Wissen über Hebels Leben und Wirken kamen. Brust zitierte Textpassagen aus zwei Von insgesamt 583 Briefen, die Johann-Peter Hebel von Karlsruhe aus unter anderem nach Weil und Lörrach geschrieben hat. Und er sorgte für gehörige Spannung mit ein paar der insgesamt 120 Rätsel aus Hebels Feder, die teilweise davon zeugen, dass der Lehrer und Pfarrer vor allem in geselliger Runde und im Kreis seiner Freunde nicht gerade als Schlitzohr, aber doch mit einem spitzbübischen Humor ausgestattet auftrat und beeindruckte. Ein Beispiel gefällig? Bitte schön: „Rat, o Lieber! An der Tiber schlummert mein Gebein. Hell erwacht ich, Freuden bracht ich später dir am Rhein. Hohe Würden, schwere Bürden, gab ich an dem Main?“ Na, alles klar? Hebel beschrieb einen „Römer“ und dürfte damit einige seiner Freunde wie die am Samstag ins Grübeln gebracht haben.

Etwas einfacher gestaltete sich Ursula Sturms Beitrag, zu dem die literarische Gesellschaft ins Wohnzimmer des Hebelhauses umgezogen war. Wie hingemalt saß Ursula Sturm, die jahrelang unzählige Menschen durch das Museum führte und die Hebels Schriften über ihren Großvater kennenlernte, in originaler Tracht auf der Ofenbank und rezitierte unter anderem den „Mann im Mond“, spendete mit Hebels Versen„ Trost“ und brachte Helmut Lang ins Schwärmen: „Authentischer und besser hätte man Hebels Gedichte nicht präsentieren können. Ich bin begeistert.“ Das ging allerdings nicht nur ihm so. Auch nach den gruseligen Gespenstergeschichten, die Heidi Zöllner aus knapp 300 Kalendergeschichten ausgesucht hatte, um ihren Zuhörern das Fürchten zu lehren. Mit ihr unternahm das Publikum nächtliche Ausflüge über Friedhöfe und Gruften, zwischendurch beschrieb Klaus Brust die Entstehungsgeschichte des „Rheinischen Hausfreunds“, dessen redaktionelle Leitung Hebel 1808 übernahm. Die damalige Auflage von 16000 Exemplaren, so Klaus Brust, steigerte Hebel in nur zwei Jahren auf über 50000, mit etwas Farbe, mit Zeichnungen und mit Geschichten, von denen die 100 besten im „Schatzkästlein“ zusammengefasst und später in vielen Sprachen veröffentlicht worden sind.

Das Experiment einer Museumsnacht betrachtete nicht nur Helmut Lang am Ende als „gelungen“. Allerdings werde, so Hansjörg Straub, beim nächsten Mal nicht unbedingt Hebel im Mittelpunkt stehen.