Presse aktuell 2012


BZ vom 16.2.12

Hereinspaziert ins Hebelhaus in Hausen


Neue Zielgruppen und verkürzte Öffnungszeiten sollen das Literaturmuseum Hebelhaus besser auslasten

Von unserem Redakteur Dirk Sattelberger

HAUSEN. Kürzere Öffnungszeiten und gleichzeitig mehr Besucher im Literaturmuseum Hebelhaus? Was sich auf den ersten Blick wie ein Widerspruch liest, ist politisches Ziel von Gemeindeverwaltung und Gemeinderat. Im vergangenen Jahr besuchten rund 2100 Menschen das Hebelhaus. "Es geht mehr" , sagte Bürgermeister Martin Bühler zu den Zahlen.

Bei einer Gemeinderatsitzung am Dienstagabend wurde eine Reduzierung der Öffnungszeiten auf Samstagmittag (13— 17 Uhr) und Sonntag (10— 17 Uhr) einstimmig beschlossen. Mittwochs soll das Museum, in dem Johann Peter Hebel einst aufwuchs, zu bleiben. "Samstagmittags und sonntags den ganzen Tag war bisher am stärksten gefragt" , sagte Bürgermeister Bühler. Schwach dagegen der bislang geöffnete Mittwoch. Dezember und Januar war an allen Tagen schwäch, ergänzte Bühler. Dann rechnet sich das Personal im Hebelhaus nicht mehr. Mit den beinahe halbierten Öffnungszeiten, die ab 1. Juli 2012 in Kraft treten, sollen die Ausgaben merkbar reduziert werden.

Gleichzeitig soll die Einnahmeseite des Zuschussbetriebs verbessert werden. Die Werbung soll intensiviert werden, und bestimmte Gruppen sollen gezielt beworben werden, etwa an Volkshochschulen, in Wandervereinen oder zusammen mit der Gastronomie, sagte der Ortschef. Positiv: Der Museumspass, dessen Mitglied das Hebelhaus seit rund einem Jahr ist, habe sieben Prozent der Besucher angezogen. Darunter auch solche, die von weiter weg stammen, etwa dem Elsass.

Dass das Hebelhaus nicht billig ist, wurde bei der Sitzung am Montag auch bekannt. Die Schulden der Hebelstiftung betragen laut neuer Haushaltssatzung 2012 bis Ende des Jahres 97 500 Euro, die Rücklagen sollen vom gegenwärtigen Stand 5700 Euro auf eine Mindestrücklage von 720 Euro abgeschmolzen zu werden, um Kredite die tilgen. Den geplanten Ausgaben von 39 200 Euro muss die Gemeindekasse 21000 Euro zuschießen (wie im Jahr zuvor schon). Während Spenden in Höhe von 8500 Euro erwartet werden, betragen die Einnahmen durch Eintritte, Verkäufe und Mieten voraussichtlich nur 9600 Euro. Anders ausgedrückt: Auf jeden Euro, der durch Eintritt etc. eingenommen wird, legen Gemeinde und Spender zirka drei Euro drauf.

Elmar Vogt (SPD) sagte, das Teile des Konzepts fürs Literaturmuseum jetzt, also die kommenden Monate, nachgeholt werden sollten. Nicht nur Literaturintessierte sollen mit dem Hebelhaus angesprochen werden. Vogt sagte, dass es schon 2007 Stimmen gegeben habe, die die damaligen Ausweitung der Besuchszeiten von 2 auf 21 Stunden kritisierten.