Presse aktuell 2011


Die Oberbadische vom 15.8.11

„O Wiese bis mer Gottwilche!“

Basler Hebel-Freunde unterwegs

Von Jörg Bertsch

Basel/Weil am Rhein. Zu einer heiter-beschaulichen Unternehmung mit allerlei geistiger - und zum Abschluss auch währschaft leiblicher - Nahrung geriet der zweite Hebelspaziergang, zum dem der Basler „Verein 250 Jahre Johann Peter Hebel“ eingeladen hatte. Die Route führte am Samstag über sieben Kilometer von der Schifflände nach Altweil.

„Ich bin bekanntlich in Basel daheim“, schrieb Hebel in seinem 550. Brief an Gustave Fecht. Da war er 65 Jahre alt und träumte davon, mit 70 in Pension zu gehen und sich in der Stadt, der er - „Z’Basel an mym Rhy“ - die Nationalhymne geschenkt hatte, aufs Altenteil zu setzen. Doch ein Jahr später starb er fern der geliebten Heimat.

Der Brief an Gustave, vorgetragen bei Hebels mutmaßlichem Geburtshaus am Totentanz 2, war die Textvorlage für die erste von insgesamt acht literarischen Mini-Lesungen, an denen sich die Teilnehmer des Hebelspaziergangs erfreuen durften. Ein paarhundert Meter weiter, vor dem St. Johanns- Tor, stand Mitte des 18. Jahrhunderts das Sommerhaus der Familie Iselin, bei der Hebels Mutter in Diensten stand. Hier war Anlass gegeben, auf Hebel als Begründer und Wegbereiter der alemannischen und baseldeutschen Mundartliteratur hinzuweisen. Mit der Ueli-Fähre - ein paar launige Fährimaa-Gedichte waren da unvermeidlich - ging es ins Kleinbasel hinüber und an die Wiese, die sich ja in Hebels großem, in Hexametern verfassten Gedicht bei Kleinhüningen mit dem Rhein vermählt: O Wiese bis mer Gottwilche! Willi Schläpfer rezitierte.

Kurz darauf, in den Langen Erlen, kam Theobald Bärwart zum Zuge, der Mitte des vorigen Jahrhunderts humorvolle Basler Heimwehgedichte schrieb.

Sinnig waren alle Stationen ausgesucht, so auch die Stelle kurz vor dem Weihersteg, an der Grenze zwischen Riehen und Weil am Rhein: Hier las Carina Koschmieder aus Hilde Zieglers wunderbar lakonisch erzählten Kindheitserinnerungen, die in der Zeit des 2. Weltkriegs genau an dieser - damals mit Stacheldraht verhauenen - Grenze spielen.

In Altweil angekommen, erfuhren die Teilnehmer von Simone Meyer, wie Hebel oft über die Mauer des Pfarrgartens gesprungen sein soll, damit er schneller bei seinem Freund, dem Pfarrer Tobias Günttert ankam - und natürlich auch bei seiner Gustave Fecht, von der man bis heute nicht recht weiß, ob sie nur Hebels platonische Geliebte war oder doch mehr . . .? In der Scheune vom Weinhaus Frey, an einer riesenlangen Tafel bei einem Markgräfler Vesper, willkommen geheißen von Weils Oberbürgermeister Wolfgang Dietz, ließen die rund 90 Teilnehmer den von Marcel Rünzi und seinem Vorstandsteam exzellent organisierten Spaziergang ausklingen.

KURZINFO

Der Verein 250 Jahre Johann Peter Hebel wurde 2010 von Marcel Rünzi - Basler Kommunalpolitiker mit Wurzeln im Hotzenwald - und einigen Gleichgesinnten gegründet, aus Protest dagegen, dass das offizielle Basel vom 250. Geburtstag des Basler und Wiesentäler Nationaldichters fast keine Notiz nahm. Bei einer ersten Hebelwanderung wurde im vergangenen Jahr beim Lörracher Museum am Burghof das „Johann Peter Hebel- Mätteli“ eingeweiht. Der diesjährige Spaziergang war den Bezügen Hebels nach Weil am Rhein gewidmet. Weitere Unternehmungen dieser Art sind geplant.