|
Presse aktuell 2011
|
Die Oberbadische vom 27.6.11
Auf Hebels Spuren mit dem Fahrrad
Siebter literarischer Radweg startete am Museum am Burghof
Lörrach (mjr). Literatur und Sport passen gut
zusammen - davon konnten sich die Teilnehmer des
neuen literarischen Radweges überzeugen. Vom
Museum am Burghof radelten sie auf Johann Peter
Hebels Spuren am Sonntag nach Bad Säckingen.
Der neu konzipierte Radweg passe zeitlich und
thematisch gut zur Stadt, die sich als
fahrradfreundliche Kommune etablieren wolle,
sagte Bürgermeisterin Marion Dammann zur
Eröffnung. Und der Start der Tour am Museum, so
Leiter Markus Moehring, schaffe eine enge
Verbindung zu Hebel, der in diesem Gebäude
gewohnt und gelehrt habe. In seinem Vortrag
umriss Dr. Thomas Schmidt die geschichtliche
Verbindung zwischen Literatur und Radfahren.
Schmidt, Leiter der Marbacher Arbeitsstelle für
literarische Museen in Baden-Württemberg, hatte
das Projekt „Per Pedal zur Poesie“ ins Leben
gerufen.
Als Alternative zum Pferd sei das Laufrad Anfang
des 19. Jahrhunderts entstanden und über
Jahrzehnte weiter entwickelt worden. Mark Twain
beschrieb die Freude des Radfahrens in Texten,
wenn man es denn überlebe.
Denn ein Sturz vom 1870 erfundenen Hochrad
führte nicht selten zum Genickbruch. Auch Goethe
und Tolstoi inspirierte das Fahrrad zu
literarischen Abhandlungen, für die Frauen wurde
es zu einem Hilfsmittel der
Emanzipationsbewegung. Mit dem Fahrrad konnte
die Natur noch einmal anders erlebt werden als
zu Fuß, auch wenn sich die Radler mit Peitsche,
Ammoniakschwämmen und Salz-Pfeffer- Pistolen
ihren Weg bahnen mussten, so Schmidt.
Ziel der jetzt insgesamt sieben literarischen
Radwege in Baden-Württemberg sei es, der
Literatur allein das Wort zu geben. In den
Köpfen derer, die nicht lesen würden, solle eine
Akzeptanz der literarischen Kultur gefördert
werden. Und gezeigt werden, dass Literatur und
Tourismus eine vielschichtige Verbindung
eingehen könnten.
Die rund 52 Kilometer lange Radtour von Lörrach
nach Bad Säckingen begleiteten vier Studentinnen
des Germanistik-Masterstudiengangs der
Universität Freiburg, die im Rahmen eines
Seminars mit Schmidt die Texte für die einzelnen
Stationen konzipiert und dabei auch die
grenzüberschreitende Wirkung der Literatur in
politischer und religiöser Wirkung bedacht
hatten.
|
|
|
|