Presse aktuell 2011


BZ vom 10.5.2011

Hebelgeschichten bleiben stets lebendig

Markgräfler Trachtengruppe wartete mit allerlei Wissenswertem zum Heimatdichter auf

WEIL AM RHEIN (nos). Es ist bereits eine angenehme Tradition, dass die Markgräfler Trachtengruppe alljährlich im Mai, dem Geburtsmonat des Heimatdichters, einen Hebelabend veranstaltet. Der Anlass erfreut sich mittlerweile großer Beliebtheit, so dass auch am Muttertagsabend im Altweiler Stapflehus nachgestuhlt werden musste.

Mit Geschichten über seine Jugendzeit in Basel und lustigen Erzählungen in den Briefen an die Freundin Gustave Fecht unterstrich der vergnügliche und kurzweilige Hebelabend, dass das Andenken an den alemannischen Heimatdichter in der Stadt besonders gepflegt wird.

Bernhard Nopper, der als Vorsitzender der Markgräfler Trachtengruppe durch den Abend führte, konnte unter den Gästen auch Alfred Knauber, Kreisobmann Heimat und Volksleben, Lieselotte Reber-Liebrich, langjährige Präsidentin der Basler Hebelstiftung, und Ferdinand Corsten, Leiter des Kulturrings, sowie viele Trachtenträgerinnen aus Hausen, Kandern und St. Louis begrüßen.

Den Reigen eröffnete Kulturamtsleiter Tonio Paßlick mit der Geschichte "Kindesdank und -undank" , die Hebel 1803/1804 geschrieben hatte. Lebendig und natürlich ist dieser literarische Kunstgriff geschrieben. Hebel ist mit seinen Lesern im Gespräch und nimmt sie ohne erhobenen pädagogischen Zeigefinger mit auf die Reise, so Paßlick. Auch in seiner zweiten bekannten Geschichte "Seltsamer Spazierritt" wird in unvergleichlicher Sprache deutlich, dass man es allen Leuten nicht recht machen kann.

Die Basler Stadtführerin Helen Liebendörfer erzählte von Hebels Geburtshaus "Am Totentanz 2" , erst 1926 gelang es dem Mundartdichter Fritz Liebrich das Haus genau zu identifizieren, indem Hebel am 10. Mai 1760 das Licht der Welt erblickte. An dem Haus erinnern eine Gedenktafel sowie ein schlichtes Zimmer mit Blick auf den Rhein an den Dichter. Zeitlebens erinnerte sich Hebel liebevoll an sein Geburtshaus, die Basler Hymne "Z’Basel an mym Rhy" stammt von ihm.

Von einer unbeschwerten Kindheit Hebels kann allerdings keine Rede sein, denn sein Vater Johann Jakob Hebel und seine Schwester Susanne starben, als er erst ein Jahr alt war. Mit dreizehn sah er seine kranke Mutter auf dem Weg ins Heimatdorf Hausen sterben. Dieses Erlebnis hat er nie vergessen und verewigte es in "Die Vergänglichkeit" .

Im Sommer ging er in die Petersschule in Basel und im Winter besuchte er die Schule in Hausen. Seine glücklichsten Stunden der Kindheit verbrachte er auf dem Petersplatz, informierte Helen Liebendörfer. Auch Basler Geschichten erzählte sie von Hebel, so einige Verse über die "Marktweiber in der Stadt" oder auch über deren Humor. "In Basel kann man für Geld alles kaufen" , rezitierte sie aus "Teures Späßlein" .

Vielen dürfte es unbekannt sein, dass im kleinen Kreuzweg im Basler Münster Bettina Eichin anlässlich der Sandoz Katastrophe 1986 einen Hebeltisch mit seinen Gedichten eingerichtet hat.

Paula Röttele las zum Abschluss zwei der mehr als 90 Briefe an seine Jugendfreundin Gustave Fecht vor. Darin erzählt er über seine Erlebnisse, Alltägliches sowie über die Frömmigkeit. Mit Begleitung von Hans Sehringer an der Zither wurden zwischendurch gemeinsam einige Heimatlieder gesungen.