Presse aktuell 2011


MT vom 9.5.2011

Grenzüberschreitung auf Alemannisch

Die elsässische Dichterin Liliane Bertolini wurde mit der 52. Hebelplakette ausgezeichnet

Von Eva Klassen

Hausen. Liliane Bertolini ist die Trägerin der 52. Hebelplakette. Bürgermeister Bühler zeichnete die Dichterin aus dem Elsass beim Hebelabend in Hausen mit Plakette und Urkunde aus. „Liliane Bertolini erhält die Plakette für ihre Verdienste um ihre elsässische Muttersprache“, begründete Bühler die Entscheidung.

Auf Hochdeutsch mit charmantem französischem Akzent trug Bertolini ihre Dankesrede vor, die immer wieder durch alemannische Einschübe aufgelockert wurde und mit französischen Worten gespickt war. Mit der Auszeichnung von Liliane Bertolini verwies die Hebelstiftung auf die grenzüberschreitende Existenz der alemannischen Sprache.

„Ich tue meinen Teil, um das große Feuer zu löschen, das meine Muttersprache bedroht“, schloss Bertolini ihre Dankesrede an die Gemeinde Hausen, die Hebelkommission sowie Freunde und Verwandte. Sie nutzte die Feuermetapher in einer Anekdote als Symbol für die Gefahr, der sie ihre alemannische Muttersprache ausgesetzt sieht. Zugunsten einer Einheitssprache würden Dialekte immer stärker zurückgedrängt.

Als „Brückenbauerin“ beschrieb Laudator Edgar Zeidler die Plakettenträgerin, die neben alemannischen Dichtungen auch deutsche und französische Werke verfasst. „Die historische und politische Zerrissenheit des Elsass macht ihr zu schaffen“, erläuterte Zeidler. Mehr Respekt und Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Sprachen, auch zwischen Alemannen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz, wolle Bertolini mit ihrem Werk fördern. „Mit ihrem elsässischen Dialekt besingt sie das Alltagsleben und die Natur ihrer geliebten Heimat“, lobte Zeidler.

Der diesjährige Hebelabend überschritt Landesgrenzen, um die regionale Tradition der alemannischen Sprache und Kultur für die Zukunft zu festigen. Er überschritt mit dem musikalischen Rahmenprogramm aber auch die Grenzen der Künste. Literatur und Musik verschmolzen bei der Vertonung von Hebels Kalendergeschichte „Unverhofftes Wiedersehen“ zu einem gefühlvollen Zusammenspiel. Komponist Frédéric Unterfinger hatte die Geschichte vertont. Die Hebelmusik Hausen schaffte es, das Publikum auf eine eindrucksvolle musikalische Reise ins Herz von Hebels Dichtung mitzunehmen.

Beat Trachsler las die Kalendergeschichte in Abschnitten, auf die jeweils die Vertonung folgte. Dass beim Hebelabend auch Dichtung auf Hochdeutsch ihren Platz hat, bewies die Lesung von Claudia Kist-Johansen unter dem Motto „Dem Leben eine Heimat geben“. Sie nahm die Zuhörer mit „auf einen Spaziergang durch verschiedene Bereiche der Heimat“, erklärte sie einführend.

Der Dank des Bürgermeisters richtete sich an die Mitwirkenden des Hebelabends: An die Hebelmusik Hausen, den Gesamtchor aus evangelischem Singkreis und katholischem Kirchenchor, an Vorleser Beat Trachsler, Dichterin Claudia Kist-Johansen, an die Leiterin des Blockflöten-Ensembles Anita Waibel und Laudator Edgar Zeidler, an Benno Gessner, der sich um die Technik kümmerte und an Reinhard Seiberlich, der durch den Abend führte.