Presse aktuell 2011


BZ vom 16.04.2011

Lueginsland: Vergänglich?

"Meine liebsten Gedichte" heißt e Sammlig vo fascht 300 Gedicht "vo Martin Luther bis Christoph Meckel" , wo de oschtdütschi Dichter Johannes Bobrowski si Lebe dur abgschribe, gsammlet un — wenn s gangen isch — uswendig glehrt hät (DVA, Berlin, 1985). Er, 1917 z Tilsit uf d Welt cho un 1965 z Berlin-Köpenick gschtorbe, isch noch em Chrieg as lyrische Monolith ghandlet worde, wie d Ingeborg Bachmann un de Paul Celan.

Er hät mit däne Gedicht, mit siine Lieblingsgedicht glebt. Si hän en gschtupft, hän für en glüüchtet un hän en selber zum Schribe brocht: ei Gedicht vom Schiller, vir vom Goethe, sibe vom Klopstock, acht vom Mörike un nün, wenn au churzi, vom e Paul Scheerbart zum Bischpil.

Eins vo däne fascht 300, s hockt zwüsche dem vom Schiller un eim vom e Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis, isch s einzigi im Dialekt: Johann Peter Hebels "Die Vergänglichkeit" . Scho ällei des abzschriibe, vo Hand! Uf Alemannisch! Die seltene Wörter erklärt er sich selber: "Chlimse" — "Wandriss" , e witzigi Erklärig. Un numme bi "Bühne" — "Zimmerdecke" lit er dänebe. Aber & ebbe!

Markus Manfred Jung