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Presse aktuell 2011
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Riehener Zeitung vom 25. Februar 2011
AUFSATZBAND
Neue Beobachtungen zu altbekannten Werken
Der ganze Hebel
mf Obwohl wir
bereits den 250. Geburtstag von Johann Peter
Hebel feiern und im Laufe der vergangenen
zweieinhalb Jahrhunderte immer wieder Bücher
über sein relativ
schmales literarisches Werk publiziert worden
sind, ist es offensichtlich möglich, immer
wieder Neues in seinen Werken zu beobachten. Das
zeigt sich im Aufsatzband mit dem schlichten
Titel «Johann Peter Hebel (1760—1826)»,
herausgegeben von Thomas Wilhelmi, Germanist,
Historiker und Leiter der Naturschutzgruppe
Riehen, der auch einen eigenen Aufsatz
beigesteuert hat. Ob tatsächlich 283 Seiten
ausreichend sind, um den ganzen Hebel zu Papier
zu bringen, wie dies der erste Aufsatz der
Sammlung in seinem Titel suggeriert, darf
natürlich in Frage gestellt werden. Sicherlich
aber finden sich ganz unterschiedliche Facetten
und auch Aspekte, die so noch nicht behandelt
wurden.
Der Eingangsaufsatz, das «Hebel Panorama Der
ganze Hebel» von Volker Habermaier, Hans-Jürgen
Schmidt und Dominik Wunderlin geht über eine
gewöhnliche Kurzbiografie hinaus und zeigt
Hebels Leben in mehreren Welten. Da sind
zunächst die verschiedenen Welten, in denen sich
seine Eltern bewegten, Hebels unterschiedliche
Berufe und Berufungen als Lehrer, Prediger und
Theologe sowie als Dichter und Mundartdichter.
Auch das Thema Hebel und die Frauen wird
erörtert, und sein grenzüberschreitender Blick
auf die Dinge, die mit seiner geografischen und
sozialen Herkunft zusammenhängt.
Ein bemerkenswerter Beitrag, mit dessen Thema
Generationen von Schülerinnen und Schülern
Erinnerungen verbinden, ist Burckhard Dückers
«So sprach der Richter und dabei blieb es». Der
Autor untersuchte diverse Texte Hebels in
Schulbüchern vom 19. bis 21. Jahrhundert und
deren literaturgeschichtliche Funktion.
Entwicklungslinien, Gemeinsamkeiten und
Unterschiede wurden innerhalb der zwei
Jahrhunderte herausgearbeitet, und immer wieder
kommen Persönlichkeiten zu Wort, die sich über
Hebels Können als Dichter beziehungsweise seine
blosse Lesebuchtauglichkeit äusserten.
Nebst einer juristischen Abhandlung über das
historische Vorbild von Hebels «Zirkelschmiedgeschichten»
und einem Beitrag, der sich auf die Ambiguität
von Hebels berühmten Kalendergeschichten
konzentriert, finden sich auch zwei Aufsätze,
die eindrücklich vor Augen führen, wie
kompromisslos Hebel vom damals üblichen
abendländischen Denken abwich. Der mehrdeutige
Wahrheitsbegriff des Judentums, der sich etwa in
Diskussionen mit offenem, unabgeschlossenen
Ausgang niederschlägt, diente Hebel als Vorbild
und schlug sich in seinen witzigen und zum
Nachdenken anregenden Dichtungen nieder. Der
letzte Beitrag des Aufsatzbands sei noch
erwähnt: Darin beschäftigt sich der Herausgeber
Thomas Wilhelmi mit der Basler Mundartdichtung
im Gefolge Hebels und zeigt auf, dass die Basler
Mundartdichtung, die ja bis heute intensiv
gepflegt wird, ihre Ursprünge in den
«Alemannischen Gedichten» Hebels hat. Man
orientierte sich so stark an seinem Vorbild,
dass anfangs sogar die alemannische der
baseldeutschen Aussprache vorgezogen wurde.
Thomas Wilhelmi (Hsg):
«Johann Peter Hebel (1760—1826)». Weidler
Buchverlag. ISBN 978-3-89693-281-5.
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