Presse aktuell 2011


BZ vom 12.3.11

"Unverhofftes Wiedersehen" nach Noten

Hausens Hebelmusik steht vor einer Welturaufführung: Eine im Elsass vertonte Kalendergeschichte in Verbindung mit einer Lesung / Zwei Konzertabende.

HAUSEN. Das Hebeljahr 2010 zum 250. Geburtstag des großen alemannischen Dichters geht mit der Welturaufführung eines außergewöhnlichen Konzertes der Hebelmusik Hausen am 2. April 2011 in die Verlängerung. "Es wird etwas Großartiges, was wir als Hommage an Johann Peter Hebel, sein Werk und sein Heimatdorf, in einer Symbiose aus Musik und literarischer Lesung präsentieren werden", schwärmt Heiko Bieri, der Vorsitzende der Hebelmusik Hausen.
Vor einer der zahlreichen Proben erklärt er zusammen mit dem Dirigenten Jean-Christophe Naas Wissenswertes über die Entstehung des Werkes von der Idee, über die Auftragsvergabe an den Komponisten, bis zur musikalischen Umsetzung durch Dirigent und Orchester. Es war sowohl der Wunsch des Vorstands als auch vieler Hebelmusiker, eine ganz besondere Aufführung als nachträgliches Geburtstagsgeschenk für den Dichter beim Jahreskonzert und am Hebelabend zu bieten, erzählt Heiko Bieri. Man habe lange überlegt und schließlich einem Vorschlag des aktiven Hebelmusikers und Hebelexperten Hans Stiegeler zugestimmt. Die wohl schönste Liebesgeschichte "Unverhofftes Wiedersehen" aus Hebels "Rheinländischem Hausfreund" sei für eine Vertonung geradezu prädestiniert, meinte Stiegeler, und konnte damit auch den Dirigenten und die Vorstandschaft überzeugen. Freude und Erwartung, Tragik und Schmerz, Melancholie und die Kraft unvergänglicher Liebe als Inhalte dieser Erzählung musikalisch auszudrücken, empfand man als reizvolle, aber auch sehr anspruchsvolle Aufgabe.

Hebel erzählt die Geschichte von einem Bergmann aus dem schwedischen Falun, der sich am Morgen von seiner Verlobten, die er in wenigen Tagen heiraten will, zur Arbeit unter Tage verabschiedet und aus dem Bergwerk nicht mehr zurückkehren wird. Nach 50 Jahren wird in einem eingestürzten Stollen der völlig konservierte Leichnam des jungen Bergmannes gefunden. Als er zutage gebracht wird, erkennt ihn keiner, alle seine Verwandten und Bekannten sind schon längst gestorben. Da kommt an Krücken, alt und gebrechlich, die ehemalige Verlobte des Bergmanns vorbei und erkennt ihren Bräutigam. Sie sinkt an der Leiche nieder und dankt Gott für dieses wunderbare Geschenk des Wiedersehens. Zur Beerdigung erscheint sie im Sonntagsgewand, so als ob es ihr Hochzeitstag wäre. Und als der Bergmann zu Grabe gelassen wird, wünscht sie ihm einen wohligen Schlaf im kühlen Hochzeitsbett, bis auch sie bald an seine Seite kommen kann.

Für die Vertonung dieser Geschichte musste man nun einen Komponisten finden, der sich der Thematik mit der nötigen Sensibilität nähern konnte. Jean Christophe Naas, der Dirigent der Hebelmusik, wusste Rat. Er kannte aus der Zeit gemeinsamen Musizierens in einem Holzbläserquintett den Lehrer Frederic Unterfinger aus Munster bei Colmar, der am Konservatorium in Mulhouse Harmonielehre und Komposition unterrichtet. Die von Jean Christophe Naas ins Französische übersetzte Kalendergeschichte zu vertonen reizte den Musiklehrer derart, dass er prompt den Auftrag zum Komponieren akzeptierte. In vier Abschnitten, wobei jeder einzelne dezidiert die unterschiedlichen Gefühle und Stimmungen in dieser Geschichte zum Ausdruck bringt, hat nach übereinstimmender Meinung des Hebelmusikvorsitzenden Heiko Bieri und des Dirigenten Jean Christophe Naas der Komponist Frederic Unterfinger ein hervorragendes "Blasmusikkunstwerk" geschaffen.

Und als Pendant zum musikalischen Werk wird der in Hausen bestens bekannte Dr. Beat Trachsler von der Basler Hebelstiftung in seinem unverwechselbar wohlig klingenden Dialekt zwischen den Musikabschnitten die in vier Teile gegliederte Kalendergeschichte lesen. Der Dirigent und der Vorsitzende der Hebelmusik wissen, dass die Interpretation dieses großartigen Musikwerks bis zum Schwierigkeitsgrad vier auch hohe Anforderungen an alle Hebelmusiker stellt. Weil sich aber das gesamte Ensemble damit identifiziert und sich an insgesamt 21 Probenabenden mit Leidenschaft engagiert eingebracht hat, versprechen sie ein Konzert der Extraklasse mit dem Titel "Unverhofftes Wiedersehen."

Musikliebhaber und Hebelfreunde aller Altersklassen können sich davon am Samstag, 2. April um 20 Uhr in der Festhalle Hausen und beim Hebelabend am 7. Mai in der Festhalle überzeugen. Heiko Bieri ist denn auch zuversichtlich, dass nach den Uraufführungen eventuell noch weitere Konzertveranstaltungen in Basel, Karlsruhe oder Schwetzingen folgen könnten.