Presse aktuell 2010


BZ vom 20.12.2010

Mehr Hebel ist an anderer Stelle kaum zu finden

Hausen bietet Lebenswerk des Heimatdichters Johann Peter Hebel kostenlos im Internet an / Tausende Texte und Bilder stehen zur Verfügung

Von unserer Mitarbeiterin Silke Hartenstein

HAUSEN. Seit wenigen Tagen verfügt die Homepage der Gemeinde Hausen über die laut Bürgermeister Martin Bühler "größte digitale Hebelsammlung der Welt" . Zustande kam sie durch das ehrenamtliche Engagement des Pädagogen Hansjürg Baumgartner und vieler Hausener Hauptschüler. Drei Schulklassen wirkten unter Baumgartners Leitung an dem Großprojekt mit.

Hier können nun 20 000 Hyperlinks und 5 000 Dateien, darunter 1 100 Texte und 583 Briefe aus Hebels Feder, abgerufen werden. Das 2 000 Bilder umfassende Bildarchiv sei seines Wissens das größte digitale Hebelarchiv der Welt, so Baumgartner. Hier gibt es Porträts von Johann Peter Hebel und von Menschen, die ihm nahe standen, Originalillustrationen des berühmten "Rheinländischen Hausfreundes" , Bilder von 200 Jahren Hebelhaus, Postkarten aus Clemens Fabrizios Sammlung, Hebelbriefmarken, -gedenkmedaillen, -münzen, die vollständige Sammlung seiner Alemannischen Gedichte, Kalendergeschichten und Briefe, Hebels Rätsel und Scharaden, Hebelfeste und vieles vieles mehr. Das einzige, was es nicht gibt, sind Hebels Bibeltexte und Predigten.

All dies ist übersichtlich gegliedert. Zu den Kalendergeschichten gibt es gleich drei Gliederungen: Alphabetisch, chronologisch und nach Themenbereichen. Wer etwa sein Augenmerk speziell auf Hebels Schelmengeschichten richtet, findet diese unter "Diebe, Gauner, Spitzbuben und Vaganten" . Die Briefe sind nach Adressaten chronologisch geordnet — so kann man etwa die Korrespondenz Hebels mit seiner Freundin Gustave Fecht finden. Die Schriftstücke wurden teils von den Schülern, teils von Baumgartner abgetippt und in das Computersystem übertragen. Hauptquellen, so Baumgartner, waren die "Winkler-Edition" und das Werk Wilhelm Zentners.

Darüber hinaus wälzte er Hunderte von Büchern und griff dabei auch auf die Sammlung der Schule und des neuen Literaturmuseums Hebelhaus zurück. Da literarische Werke und Werke der bildenden Kunst 75 Jahre nach dem Tod des Künstlers nicht mehr geschützt seien, gebe es keine Probleme mit dem Urheberrecht. Etliche der abgebildeten Münzen, Medaillen und Postkarten erwarb Baumgartner über Versteigerungen im Internet. Bereits als Schüler trug der heute 59-jährige Hebelgedichte vor, als Pädagoge in Hausen beschäftigte er sich seit den 80er Jahren mit dem Dichter. Richtig los ging es 2004 im Rahmen des Schulprojekts "Server für Schulische Arbeit mit Medien" des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg. Mittlerweile greifen Schulen und Universitäten auf die Hebelhomepage zurück. Trotz des sperrigen Titels der Homepage hätten dieses Jahr schon 135 000 Menschen die Seite besucht, pro Tag gebe es 700 Zugriffe, sagt Baumgartner.

Wer aktuell "Johann Peter Hebel" bei Google eingibt, findet die Hausener Homepage auf Platz vier der ersten Seite — angesichts von rund 132 000 Eintragungen ein wirklich gutes Ranking. Baumgartner steckte in sieben Jahren rund 5 000 Stunden in die Arbeit an der Homepage.

Er sei zu Hebel gekommen, weil dessen Art zu schreiben seinen eigenen Empfindungen entspreche, sagt er. Das erforderliche Know How am Computer habe er sich in den vergangenen Jahrzehnten angeeignet: "Technik hat mich immer interessiert" . Baumgartner erhält für seine Aktivitäten kein Honorar.

Die Homepage sei nicht fertig, stellt er klar: Als nächstes möchte er das in der Schule erarbeitete methodisch-didaktische Material zu Hebel veröffentlichen.

Hebel im Internet:
http://www.hausen-im-wiesental.de/jphebel/hebel_verzweig.htm