Presse aktuell 2010


MT vom 30.10.10

Tod der Eltern nie verwunden

Elmar Vogt reagiert auf Klage eines Lesers

Hausen (hp). Vergangene Woche hatte sich ein Leser bei unserer Zeitung darüber beklagt, dass bei all den Feierlichkeiten um Johann Peter Hebel dessen Mutter Ursula Hebel, geborene Örtlin, vergessen wurde. Auf unseren Bericht in der Samstagsausgabe hat nun Elmar Vogt reagiert:

„Bei runden Geburtstagen verstorbener Persönlichkeiten aus der Geschichte (Kunst, Kultur, Literatur…) steht der „Jubilar“ im Mittelpunkt. Wer Hebels Werk einigermaßen kennt, der weiß, dass ihn (Hebel) der frühe Tod der Eltern sein ganzes Leben lang beschäftigt hat. Die im Artikel angesprochenen Blumen sind nach ein paar Tagen verwelkt. Das Werk Hebels und die darin enthaltenen Erinnerungen an seine Eltern aber werden bleiben. So schreibt Hebel unter anderem im Entwurf aus der „Nie gehaltenen Antrittspredigt vor einer Landgemeinde:

Ich bin von armen, aber frommen Eltern geboren. […] Ich habe schon in dem zweiten Jahre meines Lebens meinen Vater, in dem dreizehnten meine Mutter verloren. Aber der Segen ihrer Frömmigkeit hat mich nie verlassen. Sie hat mich beten gelehrt, sie hat mich gelehrt an Gott glauben, auf Gott vertrauen, an seine Allgegenwart denken. Die Liebe vieler Menschen, die an ihrem Grabe weinten und in der Ferne sie ehrten, ist mein bester Erbteil geworden, und ich bin wohl dabei gefahren.“

Viele Jahre später setzte Hebel seiner Mutter und dem Ort, an dem sie ihn für immer verlassen hatte, ein literarisches Denkmal im Gedicht „Die Vergänglichkeit“. Jacob Burckhardt hat das visionäre Zwiegespräch zwischen Vater und Sohn über die Hinfälligkeit allen Menschenwerks eines der „ewigen, großen Gedichte der Weltliteratur“ genannt. Fazit nach Hebel: „So weit kann's kommen, wenn man es allen Leuten will recht machen“. Und so freuen wir uns auf den nächsten Geburtstag Hebels.“