Presse aktuell 2010


MT vom 23.10.10

AM RANDE NOTIERT
Die vergessene Mutter Hebels

Harald Pflüger

Langsam neigt sich das Hebeljahr, in dem allerorten an die Geburt von Johann Peter Hebel vor 250 Jahren erinnert wurde, dem Ende entgegen. Diese Woche meldete sich ein Leser zu Wort, ihm scheint bei all den Feierlichkeiten eine Person vergessen worden zu sein: Hebels Mutter.

Johann Peter Hebel wurde am 10. Mai 1760 als Sohn des Johann Jakob Hebel aus Simmern und seiner Frau Ursula Hebel, geborene Örtlin, in Basel geboren. Seine Kindheit verbrachte er zur einen Hälfte in Basel, zur anderen Hälfte in Hausen, dem Heimatdorf seiner Mutter Ursula. Bereits in seinem ersten Lebensjahr verlor Johann Peter Hebel seinen Vater.

Hebel war 13 Jahre alt, als er seine kranke Mutter am 16. Oktober 1773 mit dem Ochsengespann von Basel nach Hausen zurückbringen wollte, um sie dort gesund zu pflegen. Doch Ursula Hebel starb unterwegs, auf jenem Streckenabschnitt, den ihr Sohn später zum Schauplatz seines Gedichts „Die Vergänglichkeit“ gemacht hat.

Vergänglich, so ein Leser gegenüber unserer Zeitung, scheint auch die Erinnerung an Hebels Mutter zu sein. Anders kann er sich nicht erklären, dass an ihren Todestag nicht einmal mit einem Blumengruß an dem Gedenkstein zwischen Brombach und Steinen gedacht wurde. Der Leser ist dann selber in ein Blumengeschäft gefahren, um ein Gebinde niederzulegen.

Bereits nach den Hebelfeierlichkeiten am 10. Mai hatte der Leser beim Präsidenten des Hebelbundes nachgehakt, weshalb an dem Gedenkstein zwischen Brombach und Steinen der Hebelmutter nicht einmal mit einem Blumengruß gedacht wurde. Es war schlicht vergessen worden, hat er nach Telefonaten mit der Stadt- und Ortsverwaltung erfahren. Und nun, ärgert sich der Leser, wurde Hebels Mutter zum zweiten Mal vergessen. Er hat es nicht vergessen, und wie erwähnt, auf eigene Kosten Blumen niedergelegt.