Presse aktuell 2010


Weiler Zeitung vom 25.10.10

Lehrreich und unterhaltsam

Helen Liebendörfer im Gewölbekeller der Familie Kolz über Hebel

Weil am Rhein-Ötlingen (su). Wie sagte Johann Peter Hebel: „Ne Trunk in Ehre, wer will's verwehre“. Entsprechend begann der Abend zum 250. Geburtstag des Dichters in Ötlingen an der St. Galluskirche mit einem Apero. Sabine Theil, die das Hebel-Projekt mit organisiert hatte, begrüßte die vielen Gäste im Namen des Kulturamtes.

Nach einem kurzen Spaziergang zum Gewölbekeller der Familie Kolz las Helen Liebendörfer aus ihrem Buch „Spaziergang in Basel mit Johann Peter Hebel“. „Hier oben haben wir einen wunderbaren Ausblick über das von Hebel so geliebte Markgräflerland und die Stadt Basel“, sagte Liebendörfer.

Zu Lebzeiten Hebels habe Basel nachts nicht im Lichterglanz erstrahlt, vielmehr sei es stockdunkel gewesen. Damals hätten nur etwa 10 000 Menschen in der Stadt gelebt. Gemütlich sei es zu Hebels Zeiten in Basel zugegangen. Pferde, Kutschen und Ochsenwagen waren die Transportmittel, und auf den Straßen gingen noch die Hühner spazieren. Natürlich sei damals nicht alles nur gemütlich gewesen, die Hygiene beispielsweise ließ zu wünschen übrig.

Am Totentanz 2 ist Hebel als erster Sohn einer Magd und eines Pferdeknechtes in einem kleinen Zimmerchen geboren. Die Eltern verbrachten die Sommermonate in Basel, wo sie Arbeit gefunden hatten. Im Winter zog die Familie nach Hausen, dort hatte man eine Wohnung gekauft. Ein Jahr war der Bub alt, als der Vater und die kleine Schwester Susanne vermutlich an Typhus verstarben. Mit der Mutter zog Hebel fortan im Sommer nach Basel und im Winter nach Hausen. So habe Hebel arm und reich, Land- und Stadtleben im halbjährlichen Wechsel erlebt, was in seiner späteren Dichtkunst seinen Ausdruck finde.

Johann Wolfgang von Goethe hatte die Dichtkunst Hebels als „vortrefflich“ und ihn als ein Talent mit „frischem, frohem Blick“ bezeichnet. Liebendörfer nahm die Zuhörer mit auf den Spuren Hebels vom Totentanz über den Petersgraben, zum Fischmarkt bis hin zum Münster.

Spannend wusste die Autorin über Land und Leute, Zeitgenossen und Wegbegleiter Hebels zu berichten. Helen Liebendörfer engagiere sich sehr für Soziales und Kultur, mache Stadtführungen in Basel, arbeite als Referentin an der VHS und sei „ein wahrer Schatz für die Region“, sagte Sabine Theil, die für den erfrischenden und lehrreichen Abend dankte.

Der Dank galt auch Hansi und Bärbel Kolz, die für die Besucher ihren Gewölbekeller geöffnet hatten. 1616, zu Zeiten des 30-jährigen Krieges wurde das Anwesen in der Dorfstraße 89 erbaut. Der Gewölbekeller, ein wahres Kleinod, sei jedoch bereits etwa 200 Jahre zuvor gebaut worden, berichtete Kolz.

Dass der Abend ein runder Erfolg war, dafür sorgten auch die Musiker. Hausherr Hansi Kolz mit Klarinette und Saxophon, Jane Wedekind mit Gesang und Horst Wedekind mit der Gitarre zauberten eine angenehme und entspannte Atmosphäre. Mit Schmalz- und Salzbutterbroten, Gugelhupf und Wein sorgten Dieter und Sabine Rösch vom Weingut „Vinessli“ aufs Beste für das leibliche Wohl der Gäste.