Presse aktuell 2010


BZ vom 22.10.10

Eine lebendige Tradition

Der Hebelschoppen wird hundert / Hansfrieder Zumkehr wird übers
"Zit biete" reden

Von unserer Mitarbeiterin Jutta Schütz

BAD BELLINGEN-HERTINGEN. Zum hundertsten Mal wird am 24. Oktober in der Hertinger Kirche und im Bürgersaal der Hebelschoppen begangen. Der Termin ergänzt damit eine Reihe von Veranstaltungen, die in diesem Jahr anlässlich des 250. Geburtstages von Johann Peter Hebel abgehalten werden.

Mehr als 200 Einladungen sind verschickt. Der Hertinger Bürgersaal verspricht - wie immer zu diesem Termin - aus den Nähten zu platzen, denn es sind bereits 180 Zusagen bei "Hebelvogt" Karl Mannhardt und Jürgen Wolf vom Männerchor Hertingen eingegangen. Der Männerchor übernimmt die musikalische Begleitung in der Kirche und die Verköstigung im Saal. "Ohne den Männerchor könnten wir den Hebelschoppen gar nicht stemmen", meint Mannhardt.

Der Hebelschoppen läuft in diesem Jahr aber leicht verändert ab. Die Festrede in der Kirche hält der Hebelkenner Pfarrer Hansfrieder Zumkehr, der aus Holzen stammt und als Studienleiter in Heidelberg tätig ist. "D Zit biete" - Zeit in Werk und Leben von Johann Peter Hebel" heißt das Thema. "Hebel war, was Zeitprobleme angeht, eigentlich ein moderner Mensch - er hat sich des öfteren darüber beklagt, dass er wenig Zeit für manche Dinge habe", erläutert Mannhardt.

Zum gemütlichen "Schoppen" mit Musik und kleineren Gedichten im Bürgersaal gibt es zwar mit dem Grußwort des Bellinger Bürgermeisters Christoph Hoffmann und einem Vortrag von Volker Scheer über 100 Jahre Hebelschoppen auch einen offiziellen Teil, aber die üblichen Vorträge weiterer alemannischer Dichter entfallen. "Wir möchten damit dem Publikum die Möglichkeit geben, auch alemannisch untereinander zu schwätze", sagt Mannhardt. Die Gäste aus Deutschland, der Schweiz und dem Elsass sollen "die Zusammenkunft unter dem Dach der alemannischen Sprache genießen" .

Auch im hundertsten Jahr nach seiner Gründung ist der Hebelschoppen kein Verein, betont der Schliengener Architekt, sondern eine lose Interessengemeinschaft. "Vielleicht hat es deshalb auch 100 Jahre lang funktioniert, den Hebelschoppen selbst in Kriegszeiten stattfinden zu lassen", meint der Hebelvogt. Solange sich immer wieder Menschen finden, die sich für Hebel interessieren, ist Mannhardt nicht bange um die Zukunft. "Wir erfahren viel Unterstützung - durch unsere Stammgäste, den Männerchor, die Presse", zählt er auf. Und die Resonanz auf die Einladungen gibt ihm Recht. "Wir müssen nur darauf achten, dass wir immer ein bisschen mit der Zeit gehen, einen Ausgleich zwischen Hebelforschung und aktueller Anwendung des Dialekts schaffen", sagt Mannhardt.