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Presse aktuell 2010
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BZ vom 14.10.2010
Schatzkästlein mal anders
Weil feiert Hebels 250. Geburtstag mit acht besonderen Veranstaltungen
und einer Ausstellung
WEIL AM RHEIN (BZ). Die Feier zum 250.
Geburtstag des Dichters, Theologen und Pädagogen
Johann Peter Hebel hat in diesem Jahr in ganz
Baden-Württemberg die Veranstalter kreativ
werden lassen. Weil am Rhein hat ein Wochenende
im Herbst gewählt, um mit acht ungewöhnlichen
Veranstaltungen an elf ausgesuchten Orten den
Dichter zu würdigen — und zwar vom 22. bis 24.
Oktober.
Gedacht wird des Jubilars in privaten Wohnungen,
Gewölbekellern oder Studios, in den typischen
Kulissen Hebels wie der Gastwirtschaft oder der
Alt-Weiler Kirche, an deren Einweihung Hebel vor
über 200 Jahr selber zugegen war und in deren
Schatten sich die für Hebel so inspirierende
Beziehung zu Gustave Fecht entwickelt hatte.
Den von Goethe und Jean Paul geschätzten
Zeitgenossen, den im 20. Jahrhundert Franz
Kafka, Walter Benjamin, Kurt Tucholsky oder Bert
Brecht, Ernst Bloch, Martin Heidegger oder Elias
Canetti genauso würdigten, stellt das Kulturamt
in einem Mosaik unterschiedlicher Begegnungen
vor. In Lesungen, Erläuterungen, mit Jazz-Musik
und sogar einem Konzert mit neuen Vertonungen
seiner Gedichte sollen Klischeevorstellungen
entrümpelt und ein facettenreiches Verständnis
des Werks ermöglicht werden.
Mit Schauspielern, Kabarettisten, Autoren über
Hebel, Prominenten, Musikern und einem Chor
heften sich die Organisatoren Tonio Passlick und
Sabine Theil und die Besucher an die Spuren der
"allemannischen Drossel aus dem Schwarzwald" ,
wie der von Hebel hoch verehrte Jean Paul den
Dichter genannt hat. Hebel bedurfte zur Nähe
stets auch der Ferne, heißt es in einem
aktuellen Buch von Heide Helwig. Keiner konnte
in wenigen Sätzen existenzielle Grundwahrheiten
so anmutig mit der pfiffigen Beiläufigkeit eines
Jahrmarkts-Moritatensängers verbinden, keiner so
bestrickend "aus dem damals verachteten
Alltagsdialekt Poesie zaubern, aus
Alltagsbanalitäten Witz und aus alten
Geschichten Funken neuer Spannung schlagen" ,
wie Bernhard Viel in einer anderen Biografie
schreibt.
"Hebels Heimat war die Welt. Die Welt der
Dichtung. Das Alemannische seine Weltsprache" ,
wie der diesjährige Johann Peter
Hebel-Preisträger Arnold Stadler in einem Essay
schrieb.
Weil es ein Fest ist, das auch in Weil am Rhein
gefeiert wird, sind Essen und Getränke im
Eintrittspreis an den zuweilen sehr kleinen
Schauplätzen wie dem Wohnzimmer des Meierhofs am
Mühlenrain oder dem Gewölbekeller der Familie
Kolz in Ötlingen, der Raumfabrik Weil in
Friedlingen in einem der ersten Gebäude von
Herzog & de Meuron oder dem blauen Saal des
Hirschen in Haltingen enthalten.
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