Presse aktuell 2010


OV vom 23.09.2010

Hausmannskost und Hebeltexte

Was der Dichter am liebsten speiste, wurde im „Berghaus Hohe Flum“ für Gäste nachgekocht

Schopfheim-Wiechs (jw). Das städtische Museum zeigte in seiner Ausstellung Hebel als einen Dichter, der sich aufgrund seiner Abhandlungen und Geschichten auch als Mediziner, Volksaufklärer, Naturkundelehrer, Botaniker, Zoologe und Ökologe offenbarte.

In seinen umfangreichen Schriften erwähnte er immer wieder auch Speisen, weshalb man auf die Idee kam, als Abschluss der Ausstellung ein „Hebel-Menü“ anzubieten. Dieses fand im „Berghaus Hohe Flum“ statt. Allerdings konnte über die Lieblingsspeise des Dichters bisher nicht viel ausfindig gemacht werden; zu vermuten bleibt jedoch, wie ein Gast wusste, dass der Dichter gerne „ein Schöpplein rot und ein Ankebrot“ genoss. Auf jeden Fall dürfte Johann Peter Hebel Hausmannskost gegessen haben. Gemäß schriftlicher Quellen über Lieblingsspeisen von Dichtern war bei Hebel von der Kalbsbratwurst die Rede, allerdings ist diese Quelle nicht genauestens nachgewiesen. Es gab ein schmackhaftes Menü mit verschiedenen Gängen, zubereitet auch fürs Auge. Mit dem Gastronom Sven Huber habe man einen aufgeschlossenen und experimentierfreudigen Koch gefunden, so Museumschefin Ulla Schmidt, die mit ihm zusammen das Menü kreiert hatte. Mit ihrer Schwester, der Biologin Rosmarie Wiegand, las sie vor jedem Gang Texte und Gedichte. Eingestimmt auf die Vorspeise wurden die Gäste mit dem „Silbernen Löffel“ aus der Kalendergeschichte des Rheinländischen Hausfreunds von 1810, in der Krebsschwänze mit grünen Bohnen serviert wurden. Zu Hebels Zeiten waren Krebse noch häufiger, weshalb sie auch auf der Speisekarte einfacher Gasthäuser angeboten wurden.

„Der schlaue Pigrim“ verlangt auf seiner Reise nach Jerusalem„Kieselsteinsuppe“ vom Wirt anstatt Brot in der Suppe. Gespannt waren die Gäste im Restaurant „Hohe Flum“, was sie wohl als „Kieselsteine“ aufgetischt bekämen. Aus der Küche kam ein feines dampfendes Linsensüppchen mit Kichererbsen. Die erste Hauptspeise, nämlich „Pastetchen, gefüllt mit Hühnerfrikassee und Rübchen in Buttersauce“ wurde mit Geschichten über die Marktweiber eingeleitet. Vor dem Hauptmenü „Feine Kalbsbratwurst in Zwiebelsauce mit Welschkorn und Biarritzkartoffeln“ erfuhren die Gäste über Hebel als Aufklärer über gesundheitliche Gefahren und sein bereits wegweisendes wirtschaftliches Denken über das „Welschkorn“. Gemeint war der Mais, beheimatet in Amerika - serviert mit Bratwurst - aus dem man damals schon Zucker gewann. Noch heute wird Glukosesirup in der Süßwarenindustrie aus Mais gewonnen.

Auch die Spuren Schopfheims sind in Hebels Kalendergeschichten wiederzufinden, die oft mit einer Lebensweisheit enden. So bestand das Dessert in Anlehnung an die Zwetschenbäume im „Pfarrgarten zu Schopfen“ aus einem feinen Grießflammerie mit Zwetschgengrütze. Hebel hat sich als Junggeselle gerne in Gast- und Kaffeehäusern aufgehalten. Vor dem „Kaffee mit Hafermöggeli“ erfuhren die Gäste einiges aus seinen „Traumaufzeichnungen“. Über das „Haberchörnli“ schrieb er in dem längeren alemannischen Gedicht „Das Habermus“.