Presse aktuell 2010


BZ vom 3.9.2010

Lob der Besucher für den
"sehr gelungenen Hebelhausumbau" 


BZ-Ferienaktion im Literaturmuseum Hausen stieß auf breite Resonanz / Hans-Jörg Straub führte Besucher mit Anekdoten durchs Haus

Von unserer Mitarbeiterin Silke Hartenstein

HAUSEN. Im Rahmen der BZ-Ferienaktion genossen 25 Besucher die Führung durch das Literaturmuseum Hebelhaus. Die Veranstaltung der "Badischen Zeitung" war völlig ausgebucht, rund 20 Interessenten hatte man, schon aus Platzgründen, leider absagen müssen.

Hansjörg Straub, der die Besucher und BZ-Regionalverlagsleiter Klaus Felber durchs Haus führte, hatte eine Menge zu erzählen, darunter Anekdoten, die den Menschen und Literaten Johann Peter Hebel spürbar machten. Eine spürbar enge Verbindung zu Hebel hatte auch eine Besucherin, die fröhlich ihr Halstuch mit dem Hebel-Porträt des Malers Adolf Glattacker entfaltete: "Ich ha nen mit brocht, dä Hebel!" In dem dem Leben des Dichters und Kirchenmannes gewidmeten Erdgeschoss erklärte Straub, warum hier kaum noch alte Möbel und Gerätschaften stehen: "Nichts davon gehörte Johann Peter Hebel." Um die Ausbildung des 13-jährigen Vollwaisen zu finanzieren, hätten seinerzeit Wohnung und Inventar verkauft werden müssen. Dafür haben im Erdgeschoss Erinnerungsstücke wie Hebels Haarlocke und Spazierstock einen würdigen Platz gefunden.

Dass der Schriftsteller es im Leben nicht leicht hatte und sich dennoch nicht unterkriegen ließ, kam immer wieder herüber. Mit drei Jahren zum Halbwaisen und Einzelkind geworden, musste der Junge mit zwei Schul- und Wohnortwechseln pro Jahr zurecht kommen, arbeitete nebenher im "Eisenwerk" , woran der Originaltisch des Zahlmeisters im ersten Stock erinnert, zog mit 13 Jahren ins fremde Karlsruhe und näherte sich erst nach abgeschlossenem Theologiestudium in Erlangen langsam wieder der alten Heimat an. Sein Herzenswunsch, hier eine eigene Pfarrei zu bekommen, ging nie in Erfüllung. Die Neigung zum Predigen habe Hebel bereits als Bub gezeigt, erzählte Straub — allerdings habe der damalige Pfarrer Hebels Plan, vom Balkon des Hebelhauses aus eine Predigt zu halten, gerade noch verhindern können.

Beim Schreiben ging der Literat offenbar intuitiv vor, wie ein Zitat belegt: "Ich kann nur dichten, wenn’s mich anfliegt" . Als die erste Auflage seiner "Alemannischen Gedichte" erschien, musste Hebel das Papier noch selbst bezahlen und traute sich auch noch nicht, seinen Namen aus zu schreiben — schließlich galt das Schreiben in Mundart damals als ein Unding. Bei den folgenden Auflagen wurde er schon selbstbewusster. Dass er dazu auch allen Grund hatte, belegen auch die im Hebelhaus angebrachten Schriftzüge mit Zitaten berühmter Autoren wie Kurt Tucholsky, die sich sehr positiv zu Hebels Werk äußern. Dessen Zeitlosigkeit beweist unter Anderem das japanische Schulbuch mit Kalendergeschichten.

Die Leseecke mit Hebels Werken im Dachgeschoss wurde rasch in Beschlag genommen. Beeindruckt zeigten sich etliche Besucher auch von der in Videosequenzen dokumentierten Beständigkeit des Hebelfestes. Stolz erzählte Straub, dass seit zehn Jahren das Interesse der Hausener Kinder am Tragen der Hansel- und Vrenelitracht kräftig zunehme.

Insgesamt betrachteten die auswärtigen Besucher das Literaturmuseum mit unbefangenem Blick, gen Ende der Führung fielen Kommentare wie "Schön gemacht" , "Sehr gelungener Umbau" und "Wer das moderne Hebelhaus nicht gesehen hat, der hat was verpasst" .

Straub stellte klar, dass die über Jahrzehnte hinweg von den Hausenern zusammen getragenen historischen Möbel und Gerätschaften nicht sinnlos im Lager verstauben werden. Geplant seien regelmäßige Sonderausstellungen, in denen jeweils ein Teil dieses Fundus gezeigt wird. Die erste Sonderausstellung "Küche wie zu Hebels Zeiten" wird am 18.September eröffnet und dauert bis zum 3. Oktober, kündigte Straub an. Im Anschluss an die Führung ging es zum gemütlichen Beisammensein ins Café Läubin, denn, wie schon Hebel sagte: "Ne Trunk in Ehre, wer will’s verwehre!"