Presse aktuell 2010


 
BZ vom 3.7.2010

Lueginsland
 

E Ohrfiige

von Markus Manfred Jung*

S wird eim grad unheimlich, we mer siht, wie im Hebel si 250. Geburtstag disjohr gfiirt wird. Mer chunnt jo us em Heble gar nümmi uuse. S isch aber grad recht eso, lang gnueg hät mern neben uuse druckt, as alemannisches Dialekt- un Heimetdichterli abtue, ohni z merke, dass zum Bischpil " Die Vergänglichkeit" Weltliteratur isch. Ehnder hät mer des jo gwüsst vo siine Kalendergschichte. "Kannitverstan" , "Unverhofftes Wiedersehen" un so.

Mir gfalle do bsunders die, wo de Pädagog Hebel z Wort chunnt, wo e Lehr usgschproche oder drin verschtecklet wird. Do chunnt kei schwarze Pädagog an s Liecht, keine, wie mir si mixamäßig in de Jugend grad gnueg erlebt hän. De Hebel isch scho vor über 200 Johr ohni Schleg, ohni Gwalt us-cho. Lang bevor mer uns all wider gsait hät: Was wön er denn, e Ohrfiige hät doch no nie niemrem gschadet. Wie wenig die schwarzi Pädagogik vo sellemools gschadet hät, chasch hüt in de Psychiatrie seh. Au mi un mi Brueder hät e Vikärli us de Chille, weg vo de Kirch prüglet. Mer wäre fascht vom Glauben abgfalle. Was is de Hebel dodäzue z sage hät, verschtecklet er in de erschte dütsche Chürzeschtgschicht, in grad emool 26 Wörter. Un s Nooch-Denke überlosst er im Leser.

Johann Peter Hebel: Die Ohrfeige: Ein Büblein klagte seiner Mutter: "Der Vater hat mir eine Ohrfeige gegeben." Der Vater aber kam dazu und sagte: "Lügst du wieder? Willst du noch eine?"

*Markus Manfred Jung ist Hebeldankträger 2009