Presse aktuell 2010


 
Die Oberbadische vom 21.6.10

Alemannisches subtil kritisch, aber mit Humor

Zweite Alemannische Nacht in Bad Bellingen mit Künstlern aus dem Dreiland

Bad Bellingen (fl). Auch die zweite „Alemannische Nacht“ am Samstagabend im Bad Bellinger Schlosskeller widmete sich in subtil kritischer Weise aktuellen Themen, ohne dabei den Humor aus den Augen zu verlieren.

Die Elsässer Chansonnière Colette Greder, begleitet von dem „ukrainischen Alemannen“ Andrei Ichtschenko am Akkordeon, das Freiburger Multitalent Martin Schley und der Schweizer Liedermacher Max Mundwiler begeisterten das Publikum mit Chansons, Gedichtvorträgen und kabarettistischen Einlagen.

Colette Greder besang mit einem Augenzwinkern Themen wie die Entwicklung von der guten alten Registrierkasse zur computergesteuerten Kassenabrechnung mit dem „Bipbipbip“ oder die kleinen Fluchten vor den Schlägen des Alltags ins „Schneckehüsli“.

Und als Martin Schley die Umweltzerstörung und die pseudomagische Schwarzwald- Esoterik so recht zynisch aufs Korn nahm, oder als „Hausmeister Hämmerle“ seine Späße trieb, blieb kein Auge trocken. Wahre Begeisterung riefen seine virtuosen Darbietungen auf der einsaitigen Gitarre hervor.

Doch es gab auch Töne, die Gänsehaut hervorriefen: „Totentanz“ – eine Collage aus Hebels Gedicht „Vergänglichkeit“ sowie Poesie von Markus Manfred Jung und Hölderlin, begleitet vom dumpfen Trommelschlägen und düsteren Akkordeonsequenzen.

Mit feinen Schweizer Mundartliedern gewann Max Mundwiler aus dem Baselbiet die Herzen der Hörer: Alltagsphilosophie, ein bisschen hintergründig und wehmütig, ein bisschen heiter, manchmal aber auch mit überraschenden politischen Kopfnüssen versehen.

Zum großen Finale lud das virtuose Künstlerquartett das Publikum ein, Hebels Lied „Der Schwarzwälder im Breisgau“ mitzusingen. Alle Künstler erhielten von Bürgermeister Hoffmann und Cornelia Ebinger-Zoeld, der Initiatorin der Mundarttage, Blumen und Weinpräsente und vom Publikum brausenden Beifall. Fazit: Alemannische Nächte können mehr bieten als behäbige Retrospektiven.

Das Publikum erlebte sie aktuell, mit spitzem Humor und spannendem gesellschaftskritischem Hintergrund, heimatverbunden, aber ohne pathetischen Lokalpatriotismus.