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Presse aktuell 2010
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BZ vom 04.06.2010
Was Hausen den Wanderern erzählt
Drei Informationstafeln am Hebelwanderweg präsentieren Gedichte und Erklärungen zu Hebels hiesiger Zeit
Von unserem
Mitarbeiter Klaus Brust
HAUSEN. Der Hebelwanderweg zwischen Feldberg und
Basel mit 60 sehr gut bebilderten und
beschrifteten Tafeln nimmt immer mehr Gestalt
an. Auf Hausener Gemarkung erstellten die
Mitarbeiter des Werkhofes und der frühere
Wegewart des Schwarzwaldvereins Hausen, Franz
Büchele, nun drei informative Hinweistafeln und
schilderten mit kleinen Wegzeichen die Führung
für die Wanderer aus.
Von Zell kommend entlang des schönen Waldweges
fällt an der Legi die erste Hinweistafel auf
(gegenüber soll das steinerne Kreuz wieder
aufgerichtete werden). Aus dem Gedicht "Die
Wiese" von Johann Peter Hebel wird der Abschnitt
zitiert: "Fehlt der näumis, se schwetz, und
hättsch gern näumis, se sag mer’s! Aber wer nüt
seit, bisch du! Mit schwankige Schritte laufsch
mer d’Matten ab in dine tiefe Gedanke furt ins
Wiesetal, furt gegenem Husemer Bergwerch, und
schangschiersch der Glauben und wirsch e
luthrische Chetzer!"
Außerdem wird eine Erklärung unter der
Überschrift "Gesangbuch und ein Manuscript"
gegeben. Der Vater von Johann Peter Hebel
stammte aus der Kurpfalz. Als er 1761 —
vermutlich an Typhus — starb, hinterließ er
Johann Peter Hebel ein niederländisches
Gesangbuch und ein Notizbuch. In ihm hatte der
Vater Liedtexte, mathematische Aufgaben und
Verse in deutscher und französischer Sprache
notiert. Dieses Notizbuch, das Hebel als "Manuscript"
bezeichnete, wurde sein erstes Vorbild für
eigene Dichtungen. "Meine Muster waren das
Gesangbuch und ein Manuscript, später Gellert,
Hagedorn und sogar Klopstock. Im 28st. Jahr, als
ich Minnesänger las, versuchte ich den
allemannischen Dialekt. Aber es wollte gar nicht
gehen. Fast unwillkürlich, doch nicht ganz ohne
Veranlassung, fing ich im 41ten Jahr wieder an."
Bekanntlich sind Hebels alemannischen Gedichte
noch heute Vorbild für literarische
Dialektdichtung.
Weiter führt der Weg bis zum früheren Herrenhaus
des ersten Industriebetriebes im Landkreis
Lörrach, dem Eisenwerk. Auf der rechten Wegseite
entdeckt man die zweite Hinweistafel mit einem
Bild des Hausener Eisenwerkes um 1700 vom Maler
Friesenegger. Der erläuternde Text steht unter
der Überschrift "und ’s Wasser ruuscht, der
Blosbalg gahrt" . Das Hausener Eisenwerk wurde
bereits ab 1682 in Betrieb genommen und brachte
Arbeitsplätze in das landwirtschaftlich wenig
ertragreiche Wiesental. Eisenerz aus dem nahe
gelegenen Kandern wurde hier weiter verarbeitet.
Nach dem Tod des Vaters lebten Johann Peter
Hebel und seine Mutter während des Sommers in
Basel, im Winter aber in der ererbten Wohnung in
Hausen und arbeiteten im Eisenwerk. Vermutlich
musste Johann Peter Holzkohle und Schlacke
tragen und Steine zerkleinern. Im Gedicht "Der
Schmelzofen" beschreibt er das kindliche Erleben
von Mangel und Pflicht. Ein Junge, der für sich
selbst sorgen muss, wärmt sich in der kalten
Jahreszeit am Feuer der Eisenverarbeitung: "Und
chunnt in strenger Winterszit, wenn Schnee uf
Berg und Firste lit, en arme Bueb, en arme Ma,
und stoht ans Füür, und wärmt sie dra. Er bringt
e paar Grumbireli, und leit’s an Füür, und
brotet sie, und schloft bi’m Setzer uffem Erz —
schlof wohl, und tröst der Gott di Herz!"
Abweichend vom gelb gekennzeichneten normalen
Wanderweg werden die Fußgänger an der Kreuzung
beim "Gasthaus zum Eisenwerk" links über die
Bühlackerstraße zur Hebelstraße umgeleitet,
vorbei am "Hebelhaus" und an der evangelischen
Kirche über die Gänsackerstraße, den Flieschweg,
weiter am Tennisheim vorbei bis zur
Niederberghütte des Schwarzwaldvereins, wo die
dritte Hinweistafel auf den Betrachter wartet.
Ein Bild von Friesenegger mit Blick über die
Wiese zur Hohen Möhr lädt zum Lesen "zwischen
der Bergen von Hausen" ein. Auch als Hebel 1774
nach Karlsruhe zog, blieb die Landschaft des
Wiesentals Inspiration für seine "Alemannischen
Gedichte" , die 1803 erstmals gedruckt wurden.
"Es ist für mich wahr und bleibt für mich wahr,
der Himmel ist nirgends so blau und die Luft
nirgends so rein und alles so lieblich und so
heimlich als zwischen den Bergen von Hausen."
Das Wiesental wurde für ihn zu einer
lebenslangen Erinnerung, die mit Naturerleben,
mit Heimat, aber auch mit Verlust und Abschied
verbunden war. Im Gedicht "Die Wiese" beschreibt
er den Übergang vom "kindlichen" Bach zum
"jugendlichen" Fluss bei seinem Heimatort
Hausen: "Aber wie de gohsch, wirsch alliwil
größer und schöner. Alles lebt und webt, und
tönt in freudige Wiise; alles grünt und blüheiht
in tusigfältige Farbe; alles isch im Staat, und
will mi Meiddeli grüße. Doch de bisch ke
Meiddeli meh, jez sag i der Meidli."
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