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Presse aktuell 2010
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Die Oberbadische vom 28.5.10
Die Hebel-Fans kommen zu Wort
Rezitationsabend in der Lörracher Stadtbibliothek
Von Dorothea
Gebauer
Lörrach. Wer waren eigentlich die Fans von
Johann Peter Hebel? Das fragte ein
Rezitationsabend in der Lörracher
Stadtbibliothek. Hebel im Plauderton vorgestellt
bekommen, ihn kennenlernen und seinen
Geschichten zuhören - ein Genuss. Barbara Paul
vom SWR moderierte das Gespräch mit Professor
Hans-Martin Gauger vor einer stattlichen
Zuhörerschaft.
Es ging den Zuhörern nicht anders als den
Rezipienten seit zwei Jahrhunderten:
Kalendergeschichten, Gedichte, von Klaus Spürkel
lebendig vorgelesen, erheitern und lassen
staunen. In dem gewählten Rahmen, der etwas wie
ein literarischer Salon anmutete, brachten sie
einen alten Autor wieder neu nahe. Der
Schwerpunkt des Abends lag auf der
Rezeptionsgeschichte und der Frage, warum Hebels
Texte so unterschiedlich und so gut landeten.
Ist es das Poetische? Das Philosophisch-
Abgründige? Die konkrete Sprache und der Mut, im
Schildern äußerst knapp vorzugehen?
Überraschend war zu hören, wie viele Autoren zu
Hebel Stellung nahmen, ihn kannten und sein Werk
würdigten. Viele der ganz Großen zählten zu
seinen Fans, kommentierten oder kritisierten
sein Schaffen. So soll sich Goethe Hebel
gegenüber immer herablassend verhalten haben,
dieser wollte von ihm aber auch nichts wissen.
Jean Paul oder Elias Canetti haben auf Hebels
Texte Bezug genommen, haben sich an ihm gerieben
oder auf ihn verwiesen.
Der unterhaltsame Abend war leicht und doch mit
genügend literaturwissenschaftlichem Fundus
versehen: ein Mix aus Anekdoten zu Hebels Vita,
Beziehungen, die ihn widerspiegelten. Hebel, der
Theologe und Pfarrer, oder der überarbeitete
Mensch; Hebel, der Kauz. Hebel, der ganz moderne
Denker und Autor. Und seine alemannische Poesie
sei einzigartig, so ein Resumée des Abends.
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