Presse aktuell 2010


 
Die Oberbadische vom 28.5.10

Küsste Hebel unterm Dirlisbaum?

Legende aus dem Eimeldinger Pfarrgarten um Gustave Fecht / J. P. Hebel war 1791 in Eimeldingen

Legende aus dem Eimeldinger Pfarrgarten um Gustave Fecht / J. P. Hebel war 1791 in Eimeldingen

Eimeldingen (bob). In Eimeldingens Pfarrgarten steht eine alte Kornelkirsche. Sie muss dort schon vor 1791 gestanden haben; denn unter diesem Baum soll Johann Peter Hebel seine Eimeldinger Freundin Gustave Fecht geküsst haben.

Das berichte zumindest eine „sehr gesicherte mündliche Überlieferung aus alter Eimeldinger Pfarrerschaft“, versichert Eimeldingens Altpfarrer Willy Schneider. Die alte Kornelkirsche nannten die Eimeldinger „Dirlisbaum“ oder „Tierlibaum“; aus ihren Früchten wurden Guzis und Likör gemacht.

Und Gustave Wilhelmine Fecht wurde 1768, acht Jahre nach Hebel, als Tochter des Pfarrers Martin Fecht in Eimeldingen geboren. 1787 zog Familie Fecht ins Kapitelhaus nach Lörrach, als Gustaves älteste Schwester den Pfarrer Tobias Günttert heiratete. Der Vater war bereits 1779 gestorben. Günttert aber war seit einiger Zeit ein guter Freund Hebels; und so lernte auch Gustave den damaligen Präzeptoratsvikar kennen. Als drei Jahre später Günttert nach Weil wechselte, besuchte Hebel seine Freundin fast täglich. Doch nach Hebels Versetzung nach Karlsruhe ein Jahr später konnte der Kontakt nur noch brieflich aufrechterhalten werden.

Sollten sich Hebel und Gustave Fecht also zwischen 1787 und 1791 in Eimeldingen getroffen haben? Hebel zumindest war wohl tatsächlich Anfang September 1791 in Eimeldingen. Das berichtet H. Albrecht in seinem „Gottesstübli“. Er wurde dort offensichtlich Zeuge einer Verwechslung, die vielleicht als Vorlage für die Kalendergeschichte „Die Schlafkameraden“ diente: Der betrunkene damalige Pfarrer von Eimeldingen, der „Chrüttermaa“ Georg Wilhelm Hitzig, legte sich aus Versehen in das Bett des Propstes, der zu Besuch war und vor dem nächtlichen Besucher zutiefst erschrak.

Immerhin eine Woche blieb Hebel in Eimeldingen, nur sechs Kilometer vom Rebdorf Weil entfernt, wo Gustave Fecht damals wohnte. Vielleicht habe es sie aus Nostalgie in ihren Heimatort gezogen, vermutet Altpfarrer Schneider. Wollte sie ihren Angebeteten vor dessen Abreise noch einmal vertraulich sehen? Nach einer anderen Variante der Geschichte vom Dirlisbaum tranken Hebel und seine Gustave dort allerdings lediglich miteinander Kaffee…

Hansfrieder Geugelin und Lucia Hildebrand machten sich schon vor Jahrzehnten in ihren Gedichten darüber Gedanken, was nun wirklich dort passiert sein mochte unter dem Dirlisbaum. Aber das wird wohl nie jemand erfahren. Die alte Kornelkirsche im Eimeldinger Pfarrgarten jedenfalls trägt das Geheimnis noch heute und wird seither auch „Hebel- Baum“ genannt.


DR DIRLISBAUM
Wer schwätzt hüt no vom Dirlisbaum,
vom Bänkli un Gustaves Traum,
daß si emol in spötre Johre
zu Hebels Fründin wird erkore?
Dr Dirlisbaum in s’Paffers Garte
ziert mänkes Bild un mänki Charte,
bloß s’Jüngferli, das fehlt halt druf,
sie goht uf Wiil e weng berguf.
D’Gustave isch e gueti Frau,
das weiß dr Hebel ganz genau.
Wär sie doch z’Eimeldinge bliebe,
no hät dr Hebel sicher gschriebe:
Ich sehn mi noch em Oberland,
noch Dir un Diiner warme Hand,
Gustave, bisch un bliibsch mi Traum,
wart unterm große Dirlisbaum,
dört z’Eimeldinge an dr Chander
gön mir ins Paradies mit’nander.

(Auszug aus Hansfrieder Geugelins
Gedicht „Dr Dirlisbaum“ 1993)



DIE KORNELKIRSCHE

„Dirlis“ oder „Dirlitze“ ist die Bezeichnung der Kornelkirsche (cornus mas) im Markgräfler Alemannischen. Es ist ein Baum oder Strauch mit spitz auslaufenden Blättern und frühen, gelben Blüten. Die kirschenähnliche Frucht hat einen angenehmen Geschmack. Weitere Namen: Herlitze, Ärlinsen und Judenkirsche