Presse aktuell 2010


 
Die Oberbadische vom 19.5.10

Lörracher Zeit prägte Hebel

Heute vor 127 Jahren trat der alemannische Dichter seinen Dienst am Pädagogium an

Lörrach. Auf den Tag vor 127 Jahren, am 19. Mai 1783, trat Johann Peter Hebel seinen Dienst als Lehrer am Pädagogium in Lörrach an.

Im nachhinein, besonders jetzt im Hebeljahr 2010, wird deutlich, welch wichtigen Einschnitt der 19. Mai für Lörrach, die Geschichte von Baden und der Literatur darstellt.

Denn seine Lörracher Erfahrungen prägten wesentlich Hebels weiteren Lebensweg. Damals, im Jahr 1783, war Hebels Arbeitsbeginn in Lörrach wenig spektakulär. Hebel erhielt auch nur die Stelle eines Präzeptoratsvikars, was nicht viel mehr als eine Hilfslehrer- oder Referendarstelle bedeutete.

Im ehemaligen Lörracher Pädagogium befindet sich heute das Museum am Burghof. Die Fassade entspricht noch weitgehend der aus Hebels Zeit, nur innen ist das Gebäude vollkommen umgestaltet. Die Schulräume befanden sich damals auf der Seite zum heutigen Museumshof. Die Lehrer und ihre Familien wohnten in Erdgeschoss und Seitenflügel zur Kirche hin und im 1. Obergeschoss auf der Seite zur Basler Straße.

Vermutlich bezog Hebel ein Zimmer im Süden des 1. Obergeschosses, wo aktuell die große Hebel-Ausstellung gezeigt wird. Im zweiten Obergeschoss, wo heute der Rundgang durch die ExpoTriRhena beginnt, befand sich damals die Aula, das so genannte Auditorium. Am Lörracher Pädagogium sammelte Hebel grundlegende Erfahrungen, die ihn zum modernen Pädagogen und einfühlsamen Menschenkenner formten. Hier schloss er Freundschaften, die bis zu seinem Lebensende anhielten.

Im Lörracher Freundeskreis ‚Proteuserbund’ wurde romantisches und aufklärerisches Gedankengut diskutiert. Seinem vertrautesten Freund dieser Zeit, Friedrich Wilhelm Hitzig, Hebels Nachfolger Am Pädagogium, und Gustave Fecht blieb er in Briefkontakt verbunden. Seine Beziehung zu ihr begann 1788, als Prorektor Tobias Günttert seine Schwiegermutter und ihre knapp 20-jährige Tochter Gustave in seine Wohnung im Pädagogium aufnahm.

Das Lörracher Pädagogium, das sich seit 1761 im heutigen Museumsgebäude befand, diente der Vorbereitung auf das Gymnasium illustre in Karlsruhe. Zu Hebels Zeit besuchten es etwa 60 Schüler, vor allem Söhne von Beamten, Lehrern und Pfarrern aus Lörrach und Umgebung. Mit der Berufung an das Gymnasium illustre in Karlsruhe endete auch Hebels Lörracher Zeit.

Am 13. November 1791 hielt er in der Stadtkirche seine Abschiedspredigt: „Es sind mehr als acht Jahre mir schnell und unvermerkt verschwunden, seit ich das erste mal an dieser heiligen Stätte das Wort des Evangeliums verkündete“. Und er dankte dafür, dass er „viele Freundschaft und Liebe, viel Güte und Gefälligkeit, viele Billigkeit und Nachsicht, und einen steten Frieden unter euch genossen habe, daß euer Andenken und eure Liebe mir unvergeßlich seyn werden.“