Presse aktuell 2010


 
Die Oberbadische vom 18.5.10

Keine Rosenblätter in der E-Mail

„Hebel und mehr“ im Maulburger Dorfstübli: Eine Geburtstagsfeier, über die sich der Dichter gefreut hätte

Maulburg (hf). Die Geburtstagsfeier, die das Maulburger Dorfstübli zu Ehren Johann Peter Hebels gestaltete, wäre sicher ganz im Sinne des Jubilars gewesen.

Mit Musik, Liedern, einer Lesung in Mundart und der für das Dorfstübli typischen heimeligen Atmosphäre war der ideale Rahmen geschaffen, um den Geburtstag Johann Peter Hebels gebührend zu würdigen.

Behagliche Stimmung breitete sich im Dorfstübli aus, als Waltraud Kienberger und Nicole Kienberger-Dietsche in die Saiten ihrer Zithern griffen und volkstümliche Weisen aus dem Schwarzwald erklingen ließen. Mutter und Tochter, Gründungsmitglieder des Wiesentäler Saitenspiels, begleiteten auch die Damen des Wiesentäler Stubengesangs, Marlies Kandziora, Claire Wöhrle und Leiterin Ines Kiefer, die Lieder des alemannischen Dichters vortrugen.

Große Begeisterung beim Publikum fand die Enkelin von Ines Kiefer, Leonie Kiefer, die als jüngste Sängerin das Ensemble verstärkte. „Das ist Leonies erster Auftritt“, berichtete die Leiterin des Stubengesangs, „aber im kommenden Jahr wird sie schon richtig zur Gruppe dazu gehören.“ Die Zuhörer quittierten die Nachricht mit lebhaftem Applaus.

Den literarischen Teil des Abends gestaltete Inge Tenz, die ihre alemannischen Gedichte, Kurzgeschichten und aphoristisch komprimierte Einsichten vorstellte. Anregungen für Inge Tenz ergeben sich aus inneren Bildern, die bei der Betrachtung der Natur entstehen, bei Erlebnissen im Autobus oder bei Gesprächen, die sie mit Freunden führt. Diese Bilder verdichtet die Künstlerin und schafft daraus kleine literarische Kostbarkeiten, die die Bilder zum Leuchten bringen, Lebensmut und Freude vermitteln.

Dabei blieb Inge Tenz nicht nur in der Natur, auch der Alltag, das Informationszeitalter mit all seinen Begleiterscheinungen, erhält seinen Platz und wird dichterisch gestaltet. Und zum Schluss ihrer Lesung brach die Dichterin eine Lanze für die geschriebenen Briefe, die zwischen Menschen gewechselt werden, die sich wert schätzen. „Oder haben Sie schon mal eine E-Mail bekommen, in die getrocknete Rosenblätter eingestreut waren?“, fragte Inge Tenz ihre Zuhörer mit hintergründigem Humor.