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Presse aktuell 2010
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Die Oberbadische vom 12.5.10
Nicht jeder weiß mehr, dass ein „Tschöpli“ eine Jacke ist
Bernd Vollmer vermittelte an der Schule Efringen-Kirchen Wissen über Johann Peter Hebel und das Alemannische
Efringen-Kirchen (cre). Schon für Kinder aus
Frankfurt ist Alemannisch ein Buch mit sieben
Siegeln. Aber auch Kinder aus dem
Markgräflerland tun sich zunehmend schwer mit
dem regionalen Dialekt. Das Erinnern an den 250.
Geburtstag des Mundartdichters Johann Peter
Hebel bot nun einen willkommenen Anlass,
Schülern das Alemannische etwas näherzubringen.
Zu diesem Zweck kehrte Bernd Vollmer, erst im
vergangenen Jahr aus dem Schuldienst in das
Pensionärsdasein gewechselt, für einen Vormittag
an seine alte Wirkungsstätte zurück. In der
Grund-, Haupt- und Realschule Efringen-Kirchen
erarbeitete er gestern mit zwei vierten Klassen
Hebels Mundartgedicht „Der Mann im Mond“.
Die erste große zu überwindende Hürde stellte
für die Grundschüler die Übertragung einiger
alemannischer Wörter und Redewendungen ins
Hochdeutsche dar. Ohne dieses vorherige
„Vokabelpauken“ hätte eine Vielzahl der Kinder
kein Wort des von Vollmer vorgetragenen
Gedichtes verstanden.
Auch so gab es noch genug Stirnkräuseln und
fragende Blicke. Zur Auflockerung und
Veranschaulichung des Gedichtinhaltes hatte der
Pädagoge eine Welle - hochdeutsch: ein
Reisigbündel - mitgebracht. So lernten die
Kinder noch ganz nebenbei, wie früher Brennholz
mit gedrillten Weidenzweigen zu Bündeln gebunden
wurde.
Auf die Frage Vollmers, wessen Geburtstag man
denn gedächte, wussten die wenigsten eine
Antwort. Dennoch waren alle Kinder, samt ihren
Lehrerinnen Katrin Arbogast und Inge Kühl, mit
großem Interesse bei der Sache.
Das Anliegen des Hebelbundes, unter dessen
Federführung zahlreiche Veranstaltungen zum
Geburtstag des Dichters stattfinden, ist es, den
Dialekt wieder mehr in die Schulen zu tragen.
Zusätzlich möchte Bernd Vollmer den Dichter des
„Vreneli“ aber auch ein wenig entideologisieren.
„Hebel wird zu sehr, verheimatlicht'“,
kritisierte der pensionierte Lehrer.
Man müsse Hebel in seiner Zeit sehen und
verstehen. Den Kindern der Klassen 4a und 4b der
Grundschule wird Johann Peter Hebel seit gestern
sicherlich ein Begriff sein. Und dass ein „Tschöpli“
eine Jacke ist, haben sie auch gelernt.
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