Presse aktuell 2010


 
BZ vom 11.5.10

Hebel zu Hause und in der Literaturwelt

Einweihung des Literaturmuseums im Hebelhaus / "Vergänglichkeit" alemannisch und auf russisch

HAUSEN (ros). Ein richtiges "Schmuckstück" sei es geworden, sagte Bürgermeister Martin Bühler bei der offiziellen Einweihung des erweiterten und neu gestalteten Hebelhauses in Hausen. Weit über 100 Gäste hatten am Sonntagabend Gelegenheit, das neu geschaffene Literaturmuseum in dem komplett renovierten und sanierten Haus, in dem einst Hebels Familie ein Stockwerk bewohnte, erstmals zu besichtigen.

Dieses Haus sei ein "Ort der Literatur", erklärte Thomas Schmidt vom Deutschen Literaturarchiv Marbach, Leiter der Arbeitsstelle für literarische Museen in Baden-Württemberg, der die Literatur-Ausstellung konzipiert hat. 1960 war das Haus als Dorfmuseum eröffnet worden und die Sammlung seither immer mehr angewachsen. Es war das "kulturelle Archiv des Ortes", wo viele historische Dinge aufbewahrt wurden. Auch verfügen die Hausener über eine kleine Autografen-Sammlung, darunter einen bedeutenden Originalbrief Hebels von 1804, den er nach dem ersten Erfolg seiner alemannischen Gedichte geschrieben hat. Man habe versucht, sich der Sammlung mit Respekt zu nähern und die Geschichte des Hauses zu respektieren, sagte Schmidt. Im ausgebauten Dachgeschoss wird die lange anhaltende Hebel-Tradition im Ort dokumentiert und illustriert: die Hebelfeste, aber auch die Träger des renommierten Hebelpreises, darunter Berühmtheiten wie Albert Schweitzer und Elias Canetti, und der Hebel-Gedenkplakette. Hier wird aber auch gezeigt, welche Spuren Hebel in der internationalen Literaturwelt hinterlassen hat.

Thomas Schmidt hob hervor, welche bewundernswerte Kontinuität das Hebel-Festritual in Hausen habe. Sein Dank galt der Gemeinde, aber auch dem renommierten Ausstellungsgestalter Kurt Ranger, der das Konzept umgesetzt hat, sowie Studenten der Uni Freiburg, die als Praktikanten tatkräftig mitgewirkt haben. Und nicht zuletzt dem Land Baden-Württemberg, das die Ausstellung mit 60 000 Euro gefördert hat. Zur Einweihung hatte Julia Freifrau Hiller von Gärtringen, die Direktorin der Landesbibliothek Karlsruhe, wo der Nachlass Hebels gehütet wird, einen besonderen Schatz mitgebracht: das Handexemplar von Hebels eigener Erstausgabe der "Alemannischen Gedichte" von 1803. Die kostbare Ausgabe bleibt allerdings nur während des Hebelfestes in der Vitrine.

Harald Klemm, verantwortlicher Architekt für den Umbau und die Sanierung des Hebelhauses, übergab einen symbolischen Schlüssel an Bürgermeister Bühler. Musikalisch umrahmt wurde die Einweihung von einem Blockflötenensemble der Musikschule Mittleres Wiesental unter Leitung von Anita Waibel. Als literarische Hommage an Hebel trugen vier Studierende der Pädagogischen Hochschule Freiburg das Gedicht "Die Vergänglichkeit" auf Alemannisch, Hochdeutsch, Russisch und Französisch vor.

Unter den Gästen waren auch der Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach, Ulrich Raulff, und der neue Hebelpreisträger Arnold Stadler, der im Anschluss aus verschiedenen Werken las.