Presse aktuell 2010


 
MT vom 11.5.10
Großes Hebelfest

„Hebel lebt zwar nicht mehr, ist aber unsterblich“

Staatlicher Preis für autobiographische Trilogie an Arnold Stadler verliehen

Hausen (jl). Höhepunkt des gestrigen Festakts war die Verleihung des staatlichen Johann-Peter Hebel-Preises des Landes Baden-Württemberg an Arnold Stadler durch Regierungspräsident Julian Würtenberger.

Der 56-Jährige erhielt die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung für seine Trilogie „Feuerland“, „Ich war einmal“, „Mein Hund meine Sau mein Leben“. Sie ist in stark bearbeiteter Fassung in einem Band neu erschienen.

„In seinem autobiografisch geprägten Roman über eine katholisch- bäuerlich geprägte Kindheit in Oberschwaben und die schmerzliche Emanzipation von dieser Herkunft ist Stadlers Verwurzelung im alemannischen Sprachraum und damit die Nähe zu Johann Peter Hebel unverkennbar“, sagte Julian Würtenberger bei der offiziellen Preisübergabe. Würtenberger, der selbst in der Jury für die Preisverleihung saß, erklärte, dass die Jury sich einig war, den Preis mit Arnold Stadler an „einen der wichtigsten deutschsprachigen Autoren dieser Generation“ zu verleihen.

Julian Würtenberger dankte aber auch den Hausenern und insbesondere Bürgermeister Martin Bühler für die Bewahrung der Hebeltradition.

„Von Hausen gehen Impulse aus, damit der Dichter für die Nachwelt erhalten bleibt“, so Würtenberger. Außerdem lobte er das „rauschende Fest“, das man Hebel bereitet habe. „Hebel ist in unserem Land unvergessen“, freute sich Würtenberger.

Die Laudatio wurde von der Freiburger Journalistin Bettina Schulte gehalten, die einen Überblick über Stadlers literarische Werke gab und dessen einfache, aber klare deutsche Sprache lobte.

In seiner Trilogie zeichne Arnold Stadler seine oberschwäbische Heimat nach und gebe selbst Kleinbauern einen Platz in der Weltliteratur.

Sie hob besonders auch Stadlers Essay zum berühmtesten Hebelgedicht „Die Vergänglichkeit“ hervor. Arnold Stadler sehe Hebel nicht als Kirchenmann, Aufklärer oder Prediger, sondern als einen Dichter von Weltbedeutung.

In seinen Dankesworten gestand Arnold Stadler, dass er sich über den Hebelpreis besonders freue. Er habe Fotos vom großen Hebelfest 1960 gesehen, als Martin Heidegger den Hebelpreis verliehen bekam.

Mit Heidegger verbinde ihn die Heimatstadt Meßkirch. In seiner humorvollen Rede erinnerte er an seine schwäbische Kindheit in Rast und Meßkirch und betonte, dass auch er sich wie Hebel mit der Frage nach der Herkunft beschäftige. Der Mensch sei unterwegs in der Welt, deshalb sei Hebel auch kein Provinzdichter. Das große Hebelfest sei der beste Beweis, dass Hebel zwar nicht mehr lebt, aber unsterblich geblieben ist, so Arnold Stadler.