Presse aktuell 2010


 
BZ vom 10.5.10

Hebels Zeiten ziehen vorbei

Hausen erlebte einen prächtigen Festzug in Verbindung mit dem Kreistrachtenfest

Hermann Jacob

HAUSEN. So ein Glück, wieder einmal: Zuerst sah es danach aus, als behielte diesmal beim Festzug zum Großen Hebelfest der Regen die Oberhand, doch es heiterte am Sonntag pünktlich auf, als sich der Zug mit 59 Gruppen und 1000 Teilnehmern durch Hausen in Bewegung setzte. Nach einer guten Stunde, gerade als der Umzug das Ende erreichte, öffnete Himmel wieder die Schleusen. Tausende Schaulustige standen dicht gedrängt an den Straßen, als Szenen des ländlichen Lebens auf liebevoll gestalteten Wagen vorbeizogen und zahlreiche Trachtengruppen für folkloristische Farbtuper sorgten.

Gruppen aus dem ganzen Wiesental, vom Markgräflerland, aus dem Schwarzwald, aus Basel und den Hausener Partnergemeinden waren gekommen: Der Sonntag stand nicht nur im Zeichen des Hebelfestes, zugleich war das Hebeldorf die reich geschmückte Kulisse für das Kreistrachtenfest des Bundes Heimat- und Volksleben. Durch die Bahnhof-, Hebel- und Bergwerkstraße, vorbei am Hebelhaus, zogen die Erinnerungen vorbei. Erinnerungen an das einfache Leben aus Hebels Zeit etwa mit der eindrucksvollen Wagenreihe "von der Saat bis zum Korn" , dargestellt vom Schwarzwaldverein und Turnverein Hausen, sowie vom Brauchtumsverein Eichen. Schnitter, Rändler, Sämann, die Ernte, die Mühle, Dengler und Drescher werkten auf den Wagen, es roch nach Stroh und die Spreu flog. Zwei Kühe waren im Einsatz, Pferde zogen einen Strohwagen. Bilder aus vergangenen Zeiten.

Andere Wagen und Fußgruppen widmeten sich Hebels Werken, von der "Wiese" bis zum "Habermus" , vom "Zundel heiner" bis zum "Hexlein" und dem "seltsamen Spazierritt" . Ein Wagen trug die wundersame Aufschrift "Mann im Mond, Ortsteil Gresgen" . Vorüber zog auch das "Handwerk zu Hebels Zeit" , Bergmänner und Bergwerksdirektor, und "Marktweiber aus der Stadt" .

Zahlreich waren die Musikgruppen und Trachtenkapellen. Die Feuerwehren von Hausen und aus der Partnergemeinde Hausen/Aargau demonstrierten deutsch-schweizerische Freundschaft an der historischen Feuerspritze. Der Gemeinderat von Hausen/Aargau verteilte unter dem Motto "Freundschaftsbande aus dem Rüebli lande" Mohrrüben ans Publikum. Aus Thüringen kam der Spielmannszug aus Marlishausen. Das Hebeldorf Hausen hat sich zu den Festtagen besonders herausgeputzt und präsentierte sich den Besuchern von seiner besten Seite. Nicht nur das Hebelhaus, auch andere Häuser bekamen einen frischen Anstrich. Auf der Tribüne in der Hebelstraße gab es vor dem Umzug Radiointerviews mit dem Präsidenten des Hebelbundes, Pfarrer Hans-J. Schmidt, und dem "Breiti-Liseli" . Vor und nach dem Umzug waren die zahlreichen Verpflegungsstationen der Hausener Vereine gut frequentiert.

Der Tag begann mit einem ökumenischen Gottesdienst, den der evangelische Landesbischof Dr. Ulrich Fischer im Festzelt hielt. "Eigentlich war das ganze Wirken und Streben Johann Peter Hebels darauf gerichtet, Menschen an die Erkenntnis der Wahrheit heranzuführen" , sagte der Bischof, "Hebel sucht die Wahrheit, indem er Geschichten des Lebens erzählt, aus deren Lektüre sich Wahrheit tastend erschließen lässt" . Angesichts der europäischen Wirtschaftskrise sagte Fischer: "Möge unsere Regierung, möge unsere Gerichtsbarkeit in ihren Urteilen von solcher Weisheit bestimmt sein, wie Hebel sie in seiner 1805 geschriebenen Geschichte vom klugen Richter beschreibt" . Sie beginnt geheimnisvoll mit der Andeutung, "dass nicht alles so uneben sei, was im Morgenland geschieht" .

Das renovierte und neu gestaltete Hebelhaus stand für Besucher offen, die gerne die Gelegenheit nutzten, das neue Literaturmuseum zu besichtigen, das am Abend eröffnet wurde.