Presse aktuell 2010


 
BZ vom 8.5.10

"Jedes Hebelfescht isch e Sensation gsi"

Johanna Baumann (89) hat seit 1935 alle Hebelfeste erlebt / Als 14-Jährige in der neuen Festhalle zum "Feldbergrutscher" über die Bühne geschwebt

Von unserem Mitarbeiter Edgar Steinfelder

HAUSEN. "Jedes Hebelfescht isch e Sensation gsi", schwärmt die 89-jährige Fahrnauerin Johanna Baumann in den höchsten Tönen und strahlt dabei über das ganze Gesicht. Schließlich hat sie das seltene Glück, bereits zum vierten Mal das Große Hebelfest, das alle 25 Jahre zu Ehren des großen alemannischen Dichters gefeiert wird, miterleben zu dürfen.

Zum Pressegespräch hat sich Johanna Baumann extra fein herausgeputzt. Ganz stolz präsentiert sie sich in ihrer Markgräfler Tracht. Die Haare sind fein säuberlich geflochten und hoch gesteckt, die Hörnerkappe sitzt ganz akkurat. Das lang ausfallende grüne Kleid habe sie sich schon in den 1980er Jahren selbst genäht, erzählt Johanna Baumann. In der katholischen Schwesternschule in Schopfheim habe sie sich bei einem Nähkurs das Schneidern beibringen lassen, plaudert sie aus dem "Nähkästchen" .

Das mit Fransen besetzte edle Schultertuch und die Schürze hat sie schon zum Großen Hebelfest 1935 von ihrer ältesten Schwester geschenkt bekommen. Der 10. Mai 1935 war nämlich ein ganz besonderer Tag für das 14-jährige Mädchen, das damals noch Johanna Asal hieß. Als eine der besten Schülerinnen aus der Entlassklasse der Hausener Schule durfte sie aus den Händen von Bürgermeister Hauser das Hebelbüchlein in Empfang nehmen.

Vor dem Hebeldenkmal wurde damals die Feier im Freien abgehalten. Sie war furchtbar aufgeregt, erzählt Johanna Baumann. Hatte sie doch die ehrenvolle Aufgabe, das Gedicht "Der Storch" von Johann Peter Hebel vortragen zu dürfen. 21 Strophen hatte sie auswendig lernen müssen und hatte keine Probleme bei der Rezitation vor den vielen Festgästen. Johanna Baumann muss beim Erzählen wieder herzhaft lachen und kredenzt uns ein Gläschen Sekt. "Aufs Große Hebelfescht 2010 ne Trunk in Ehre" bringt sie fast schon feierlich ihren Trinkspruch dabei aus. Ihre Augen blitzen und an ihrem strahlenden Gesicht lässt sich die Vorfreude auf das große Ereignis ablesen. Sie lässt es sich auch nicht nehmen, zumindest die erste Strophe des Storchengedichtes aufzusagen: "Willkumm Herr Storch! Bisch au scho do, und schmecksch im Weiher d’Frösche scho?" Sie erzählt so authentisch, dass man sich fast in die damalige Zeit zurück versetzt fühlt. Ein ganz besonderes Erlebnis sei dann 1935 der Tanzabend in der neu erbauten Festhalle gewesen. Das Dach sei gerade noch rechtzeitig zum Großen Hebelfest aufgesetzt worden, die Wände waren noch nicht verputzt und der Boden hatte nur einen Zementauftrag. Mit dem großen Bruder durfte Johanna Baumann zum ersten Mal auf die Tanzfläche. Als dann die Hebelmusik den "Feldbergrutscher" anstimmte, sei sie selig bei einem "Schieber" am Arm des Bruders über die Bühne geschwebt, erzählt sie. Dann tanzt sie durch ihr Wohnzimmer und singt dazu. Auch an das Große Hebelfest 1960 hat sie noch beste Erinnerungen. Die Schülerinnen und Schüler ihres Jahrgangs trafen sich dort zur Feier der 25-jährigen Jubiläumskonfirmation in Hausen.1985 sei sie dann ganz stolz mit ihrem damals zweijährigen Enkel Patrick an der Hand im Festumzug mit gelaufen und belegt das prompt mit einem Bild aus ihrer Fotosammlung. Seit Johanna Baumann mit ihren Eltern und den zehn Geschwistern 1933 aus Schlächtenhaus-Hofen in das von der Familie erstandene Haus in der Maibergstraße umgezogen war, hat sie jedes Hebelfest in Hausen mitgefeiert. Dieser Tradition blieb sie auch nach der Heirat und dem Wohnortwechsel nach Fahrnau treu. "D’Huusemer sin halt ganz gmüetlichi und friedlichi Lüt, do macht’s Fiire no Freud" , sagt sie . Jetzt freut sich Johanna Baumann schon riesig auf das Große Hebelfest 2010.

Das unterhaltsame Programm beim Hebelabend gestern Abend wollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen, und bestimmt wird sie sich auch beim alemannischen Rockabend heute, Samstag, 8. Mai, um 20 Uhr im Festzelt köstlich amüsieren. Denn auch die Musik zählt neben dem Cego-Kartenspiel zu einer ihrer großen Leidenschaften. Bei den Festumzügen am Sonntag, 9. Mai, um 14 Uhr und am Montag, 10. Mai, um 16 Uhr wird sich Johanna Baumann dann irgendwo einreihen und mitlaufen und anschließend gemütlich mit ihren Schwestern in den Festtrubel eintauchen.