Die Oberbadische vom 8.5.10
Thema der Woche
An diesem Wochenende erreichen die Feierlichkeiten um den Theologen, Dichter, Schriftsteller, Kirchenmann und Politiker Johann Peter Hebel ihren Höhepunkt. Am 10. Mai jährt sich zum 250. Mal der Geburtstag des alemannischen Dichters, der in Basel geboren wurde und in Hausen
aufgewachsen ist.
Anlässlich des großen Hebelfestes in Hausen, das nur alle 25 Jahre stattfindet, wurde das Heimathaus der Familie Hebel saniert, erweitert und zu einem bedeutenden Literaturmuseum weiterentwickelt.
„Hebel braucht
einen Ort mit Profil“
Das Heimathaus von Johann Peter Hebel ist jetzt ein Literaturmuseum / Originalexponate werden gezeigt
Von Julia Lutz
Hausen. Hebel hat dem
Wiesental das Bewusstsein seiner selbst
geschenkt. Immer wieder erwähnt ist sein
Heimatort Hausen. Das Haus, in dem er seine
Kindheitsjahre verbrachte, wurde anlässlich
Hebels 250. Geburtstags zu einem Literaturmuseum
umgestaltet.
Heimat bedeutete für den alemannischen Dichter
vor allem die Augen und Ohren für die Nöte und
Freude der Menschen und ihre Verbindung mit der
Natur zu öffnen und offen zu halten.
Das neue Literaturmuseum in Hausen erinnert
nicht nur an einen tümelnden Heimatdichter,
sondern an einen Volkserzähler, Kirchenlehrer,
und Dichter mit großer Bedeutung für die
Weltliteratur.
Und dieser Bedeutung trägt das neue Museum
Rechnung. Das Heimathaus Hebels war bisher ein
geschätztes, aber aus wissenschaftlicher Sicht
doch eher belächeltes Heimatmuseum, in dessen
Schränken wertvolle Werke und Briefe liegen, die
aber nie in einen historischen oder
literarischen Kontext eingeordnet wurden. Diese
Arbeit machte sich jetzt Dr. Thomas Schmidt,
Leiter der Arbeitsstelle für literarische
Museen, Archive und Gedenkstätten in Marbach mit
einem Team von Studentinnen der Universität
Freiburg im Auftrag der Gemeinde Hausen.
In der neuen Ausstellung wolle man das
kulturelle Gedächtnis von Hausen verorten, sagt
Schmidt. „Hebel braucht einen Ort mit Profil,
der die Bedeutung Hebels wiederspiegelt“, so
Schmidt.
Das Haus versteht sich als authentisches
Exponat, in dem künftig nur noch belegte
Zeugnisse zu Johann Peter Hebel gezeigt werden.
Darin liegt die größte Weiterentwicklung des
kleinen Hebelmuseums. Es ist kein Dorfmuseum
mehr, sondern ein Literaturmuseum.
Das geräumige Erdgeschoss mit seiner von Balken
getragenen historischen Holzdecke dient künftig
als Veranstaltungsraum, das Obergeschoss ist der
Literatur Johann Peter Hebels gewidmet, das
Dachgeschoss beherbergt künftig die Ausstellung
zu Hebelpreisträgern und Rezeptionen. Erstmals
kommen die Locke von Hebel, das Gesangbuch
seines Vaters und sein Spazierstock - die
größten Schätze der Gemeinde - in einempassenden
Rahmen zur Geltung. In einer Vitrine zu sehen
sind auch zwei Originalausgaben des
„Rheinländischen Hausfreunds“ aus den Jahren
1816 und 1824 sowie Abschriften von Briefen,
deren Originale aus Sicherheitsgründen in
Marbach oder Karlsruhe gelagert werden. Am
Hebelfest werden allerdings nur Originale
ausgestellt. Im ersten Stock sind
Originalausgaben der „Alemannischen Gedichte“ zu
sehen.
Das Hebelhaus ist jetzt anders. Wer schon einmal
im Hebelhaus war, wird es nicht wiedererkennen.
Im Wohnzimmer, das früher mit Bauernmöbel
eingerichtet war, steht der Tisch, an dem das
„Hebel-Bübli“ und die Arbeiter des Eisenwerks
ihr Geld ausbezahlt bekamen. Er gilt als
authentisches Objekt und darf gezeigt werden.
Der Webstuhl im ersten Obergeschoss dagegen ist
verhüllt, weil es nicht der ist, auf dem Hebels
Vater gewebt hat. Nebenan ist die Hebelsche
Küche, an dessen erhaltenen Herd Ursula Hebel,
Hebels Mutter, gekocht haben soll.
Das frühere Küchenmobiliar wurde raus geschafft,
hier finden sich jetzt Schautafeln mit Hebels
Lebensstationen. Das Museum trägt jetzt eine
professionelle Handschrift.
Es ist die von Kurt Ranger, dem Stuttgarter
Designer, der zahlreiche Ausstellungen im
Badischen Landesmuseum entworfen hat.
Dazu gehört auch die Einbindung der Hausener
Traditionen im Dachgeschoss, wo die Besucher
einen Film sehen, an Hörerstationen Gedichte
hören oder in einer Leseecke Platz nehmen
können.
Am Sonntag, 9. Mai, und Am Montag, 10. Mai, wird
die Direktorin der badischen Landesbibliothek,
Dr. Julia Freifrau Hiller von Gärtringen, das
original Handexemplar der alemannischen Gedichte
(Erstausgabe) von Johann Peter Hebel aus der
Landesbibliothek nach Hausen bringen, ein
Exponat, das die Bedeutung des neuen
Literaturmuseums unterstreicht.
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