Presse aktuell 2010


 
MT vom 6.5.10

Hebelfest in Hausen II

Hausen (jl). Keinem Dichter wird Jahr um Jahr mit einer bescheidenen Feier in seinem Heimatdorf inmitten seiner Landsleute gedacht, mit einer Ausnahme: Johann Peter Hebel.

Alljährlich am 10. Mai findet in Hausen das Hebelfest statt und die zwölf ältesten Männer und Frauen des Dorfes sind zum Hebelmähli geladen.

Das Leben verschlug Johann Peter Hebel an viele Orte, aber sein Heimatdörfchen Hausen vergaß er nie. So bestimmte der alemannische Dichter in seinem Testament, dass jedem Bürger in Hausen am Sonntag ein Schöpplein Wein auf dem Mittagstisch beschert werde.

Dafür hinterließ er einen Teil seines Geldes. Allerdings verhinderte der Bankrott seines Bankiers, dass dieser Gedanke in die Wirklichkeit umgesetzt werden konnte.

Deshalb wurde er anlässlich des 100. Geburtstags von Hebel im Jahr 1860 wieder aufgegriffen. Der Basler Gymnasiallehrer Fritz Burckhardt rief zu einer schlichten Gedenkfeier auf.

Bei dieser Feier erwähnte Fritz Burckhardt, dass die Stiftung diesen Wunsch von Hebel vereitelt hätte. Er schloss mit dem Wunsch, die Hebelverehrer möchten sich doch zusammentun und wenigstens einen „Hebelschoppen“ jeweils an Hebels Geburtstag stiften.

Diese Anregung fand begeisterten Widerhall. Eine Kommission von fünf Basler Bürgern gründete eine Stiftung und legte eine Regel fest: alljährlich am 10. Mai soll in Hausen, dem Heimatort des Dichters, den zwölf ältesten Männern ein einfaches Mahl mit einer Flasche guten Markgräfler Weins, das „Basler Hebelmähli“, gestiftet werden. Ferner sollen zwei Verlobte oder frisch Verheiratete Hausenerinnen eine Hochzeitsgabe erhalten.

Die vier fleißigsten Schulkinder sollen ein gebundenes Exemplar von Hebels Gedichten als Belohnung überreicht bekommen. Später wurde dieses Anliegen um die zwölf ältesten Frauen erweitert. Das erste Hebelmähli fand am 10. Mai 1861 statt. Zwölf Basler fuhren in einem Wagen durch das in schönstem Blütenschmuck prangende Wiesental.

Sie wurden in Hausen mit Musik empfangen und zogen hinter der weiß-grünen Fahne auf den Dorfplatz, wo die „Alten Mannen“ bereitstanden und sie zusammen mit dem Bürgermeister und dem Pfarrer begrüßten. Die zwölf Männer standen im Mittelpunkt des folgenden Mähli, bei dem man dem berühmten Dichter gedachte.

Außer während der beiden Weltkrieger feierte man Jahr um Jahr in Hausen das Hebelfest und nie fehlte das Hebelmähli. Im Kern blieb das Mähli immer gleich, doch die Feier änderte sich. So wurden später die Gäste die nicht mehr im Wagen kamen, sondern mit dem Zug, direkt am Bahnhof abgeholt. Ab dem Jahr 1935 wurde das Hebelmähli in die Festhalle verlegt und mit der Verleihung des staatlichen Hebelpreises verbunden.

Seit 1946 findet das Hebelmähli ununterbrochen statt. Der Gedanke des Hebelmählis kann in diesem Jahr auf eine 150-jährige Geschichte zurückblicken. Auch in diesem Jahr werden die zwölf ältesten Männer und Frauen in Erfüllung des Hebelschen Gedankens von den Basler Freunden zu Mahl und Wein geladen sein, nämlich am Montag, 10. Mai, um 13.30 Uhr im Festzelt.