Presse aktuell 2010


 
Weiler Zeitung vom 04.05.2010

„Eine glückliche Fügung...“

Hebel-Abend der Markgräfler Trachtengruppe zum Thema „Markgräfler Tracht“

Weil am Rhein (aw). Seit zehn Jahren veranstaltet die Markgräfler Trachtengruppe Weil am Rhein im Mai einen Hebel-Abend. Im Mittelpunkt der sehr gut besuchten Veranstaltung im Altweiler Stapflehus stand in diesem Jahr die Alttracht, die von Johann Peter Hebel in seinem Gedicht „Die Wiese“ trefflich beschrieben wurde.

Illustrationen der im Gedicht beschriebenen Tracht, vom bekannten Heimatmaler Adolf Glattacker gezeichnet, schmückten die Wände und vermittelten Tracht und Landschaft entlang der Wiese.

Einer glücklichen Fügung ist es zu verdanken, sagte Paula Röttele, dass die vor 300 Jahren getragene Alttracht aufgefunden wurde. „Im Weingut Kraft in Auggen wurde sie 1995 in einer gut verschlossenen Truhe konserviert mit getrockneten Orangenscheiben“, entdeckt und zum Kopieren zur Verfügung gestellt. Drei Schneider machten sich ans Werk, die sieben Meter Wollstoff in sieben Zentimeter dünne Streifen zu schneiden und diese Streifen dann wieder zu einem Zwickelrock zusammenzunähen, berichtete Röttele, die die Alttracht vorstellte.

Diese Entdeckung sei für sie eine „Sternstunde“ gewesen. Später wurde diese Tracht als „schändliches Chleid“ vom Markgrafen verboten, wohl deshalb, weil sie den Unterschied zwischen Arm und Reich zu sehr hervorhob.

Danach entwickelte sich das Vreneli, zu dem ein langes Kleid mit langen Ärmeln gehörte, das hochgeschlossen war. Ledige Frauen waren an ihren Zöpfen, verheiratete am Knoten oder „Drüller“ zu erkennen. Seit dieser Zeit hat die Markgräfler Tracht Veränderungen erfahren, erklärte Röttele. So wurde nach dem 1.Weltkrieg ein Sonntagsrock getragen, zu dem Haube, Halstuch und Fürtuch (Schürze) gehörten.

Nach dem 2. Weltkrieg haben sich die Trachtenverbände auf die alte Tracht besonnen. Die Tracht der Markgräfler Trachtengruppe ist um 1900 getragen worden.

Welche Farben durften getragen werden? Was trugen die Männer? Paula Röttele, als profunde Kennerin der Markgräfler Tracht und deren Entwicklung, beantwortete geduldig Frage um Frage aus dem Publikum.

Vorsitzender Bernhard Nopper, der Gäste aus der Schweiz, vom Hebelbund und vom Kulturring begrüßen konnte, trug Passagen aus dem Gedicht „Die Wiese“ vor. Zwischen den einzelnen Vorträgen sang die Markgräfler Trachtengruppe unter der Leitung von Heidi Engler- Ludwig gemeinsam mit den Gästen Lieder wie „Sonntagsfrühe“ oder „Der Schwarzwälder im Breisgau“. Nopper verstand es prächtig, das Hebelgedicht „Der Wegweiser“ vorzutragen und vermittelte den Appell Hebels an das Gewissen hervorragend.

Bevor die Gäste zu Gugelhupf und einem Gläschen Wein eingeladen wurden, erinnerte Paula Röttele an Gustave Fecht, Hebels Freundin. Drei Jahrzehnte lang erhielt Fecht Briefe von Hebel. Sie seien Zeugnis und Bekenntnis seines Heimwehs nach dem Wiesental, sagte Röttele.

KURZINFO
Am Sonntag, 9. Mai, findet im Hebelort Hausen ein großes Kreistrachtenfest mit historischem Umzug statt. Die Markgräfler Trachtengruppe wird mit einer Kutsche, auf der die Alttracht zu bewundern sein wird, dabei sein. Außerdem wird es einen Auftritt geben, bei dem die Gruppe unter Leitung von Heidi Engler-Ludin alemannische Lieder vorträgt.