Presse aktuell 2010


 
BZ vom 04.05.2010

Talkshow in der "Höhle des Hebel"

Schauspieler Wolfgang Hepp verkörpert Hebel für Radiosendung

Von unserem Mitarbeiter Edgar Steinfelder

HAUSEN. Der 250-jährige Jubilar Johann Peter Hebel präsentierte sich im fiktiven Zwiegespräch mit dem Rundfunkmoderator Klaus Gülker von SWR4 erstaunlich rüstig, unterhaltsam, und mit den technischen Errungenschaften der Neuzeit bestens vertraut. Die Besucher der vorgezogenen Geburtstagsveranstaltung in seinem Hausener Heimathaus am Sonntagabend kamen aus dem Staunen nicht heraus.

Genau so, wie ihn der Schauspieler Wolfgang Hepp verkörperte, könnte man sich den großen alemannischen Dichter, Pädagogen und Theologen auch heute vorstellen. Man habe sich "in die Höhle des Hebel" gewagt, meinte Klaus Gülker und hoffte, "nicht nur akustisch verstanden zu werden" .

Überrascht war Johann Peter Hebel über die Antworten von Schülern einer Hebelschule im Hochschwarzwald zur Befragung nach seiner Person, die bereits im Vorfeld aufgezeichnet wurden. Hebelkraft und Hebelwirkung wurden da unter anderem als Hebel-Definitionen gehandelt. Den Dichter veranlasste dies zu der Bemerkung: "Es gilt heute wie früher: Lehrer haben viel zu tun und wenig zu lachen."

Langweilig wurde es nie, pausenlose Spannung war garantiert. Die nuanciert geführten Dialoge zwischen Klaus Gülker und Wolfgang Hepp als Johann Peter Hebel begeisterten die Zuhörer im Hebelhaus. Immer wieder streuten sie außerhalb der Manuskriptvorgaben spontan verschiedene Anspielungen in ihr Zwiegespräch, die das Publikum amüsierten, manchmal aber auch zum Nachdenken anregten. Johann Peter Hebels "Tobak pfifli" musste im Hebelhaus zwangsläufig kalt bleiben. Klaus Gülker konnte sich die schelmische Frage an den Hausener Bürgermeister nicht verkneifen, ob dieses Rauchverbot bei einem eventuellen Besuch des Altbundeskanzlers Helmut Schmidt aufrecht erhalten werden könne. Mit heftigem Kopfnicken unterstrich Martin Bühler seine Haltung.

Ihren Reim auf dieses rauchige Geplänkel machte sich die Lörracher Sängerin Anne Ehmke folgerichtig mit der musikalischen Interpretation des Hebelgedichtes "Der allzeit vernügte Tabakraucher." Mit ihrer wohltuend klaren Stimme ließ sie die einzelnen Reime auf Klangwolken tanzend durch den Raum schweben und der Gitarrist Daniel Vogel sorgte mit der instrumentalen Begleitung für vollkommene Harmonie.

Auch das Lied vom "Hexlein" und die Eigenkomposition von der schönen Lisa waren ganz nach dem Geschmack des begeisterten Publikums. Dass er auch seine alemannische Muttersprache bestens beherrscht, demonstrierte dann Wolfgang Hepp mit dem Hebelgedicht vom "Schwarzwälder im Breisgau" . Die Frage nach des Dichters Frauenbekanntschaften beantwortete er mit der nötigen Zurückhaltung und Diskretion, wobei ihm manchmal nur ein hintergründiges Räuspern zu entlocken war. Zundelheiner und Zundelfrieder seien keine Verbrecher, sondern nur kleine Gauner gewesen, nahm er die beiden Nichtsnutze in Schutz und seine Kalendergeschichten seien keine Bestseller, weil für ihn Qualität über Quantität ging. Nach dem, was seine "Kollegen" wie der Herr Geheimrat Goethe machten, könne er sich nicht orientieren. Auch Hebels Gesprächspartner, "Nordlicht" Klaus Gülker, wollte noch mit einem in Alemannisch vorgetragenen Hebelgedicht für "hohe Ausschaltquoten im Radio" sorgen, was ihm aber hoffentlich nicht gelingen wird. Die "unmögliche Talkshow" im Hebelhaus in Hausen macht es möglich, den immer aktuellen Johann Peter Hebel wieder neu und herrlich unterhaltsam erleben zu dürfen. Am Samstag, 8. Mai, wird die Aufzeichnung im Radioprogramm SWR 4 um 21.05 Uhr gesendet.