Presse aktuell 2010


 
MT vom 27.04.2010

Das Münstertal hats Hebel angetan

Hebel-Serie (Teil 4): Johann Peter Hebel unternahm zwei größere Reisen in die Schweiz

Von Elmar Vogt

Hausen. Jean Paul (1763 bis 1825) schrieb einst: „Die Schweiz ist unerschöpflich. Es ist doch noch niemand von dort zu mir gekommen, der mir nicht etwas ganz Neues davon erzählt hätte“. Diese Erfahrung machte auch Johann Peter Hebel.

Die Schweiz war für Hebel Ausland, mit dem er nur durch zwei Reisen und einigen kleinen Ausflügen vertraut war. Das vom Vater vererbte Taschenbuch, in das Hebel seine Reisen eintrug, sowie seine Briefe erlauben es, sich ein recht genaues Bild von seinen Fahrten und Wanderungen zu machen.

Seine erste große Schweizreise führte ihn von Lörrach aus über Basel, Liestal nach Solothurn, Fraubrunnen, Bern, Murten, Avenches, Payerne, Moudon und Lausanne und wieder über Murten und Solothurn zurück.

Bei dieser Gelegenheit streifte er auch Balsthal, die Klus und das Städtlein Wiedlisbach, deren Namen sich später in zwei Geschichten des „Schatzkästleins“ wiederfinden.

Eine zweite Reise nach Schaffhausen und Konstanz folgte. Bei Hebels fünftem Ausflug in den Jura, der bis zur Pierre pertuis führte, muss es ihm das Münstertal angetan haben, denn kurz bevor er es im Jahre 1805 wiedersah, rühmte er in einem Brief an Hitzig seine Schönheit. Das Ziel seiner sechsten Reise, der Rheinfall, konnte, wie das der zweiten und dritten, auf deutscher und schweizerischer Seite angestrebt werden.

Erst 1805 folgte die zweite große Schweizerreise, die wieder durch verschiedene Landschaften und Gegenden führte. Hebel unternahm sie als Mentor der beiden jungen Barone Carl und Ernst von Menzingen.

Tagebuchaufzeichnungen über diese Reise sind erhalten und werden im Menzingerschen Familienarchiv aufbewahrt. Der die Schweiz betreffende Teil wurde im Jahre 1900 von der „Neuen Zürcher Zeitung“ abgedruckt. Dort heißt es unter anderem: „Am 26. August ging´s nach Konstanz, von wo man dann am 28. richtig in die Schweiz einreiste. Die Fahrt ging über Frauenfeld („tot und leer“) und Winterthur, das wegen seines Gewerbefleißes gerühmt wurde, nach Zürich“.

Der nächste Vormittag war den Sehenswürdigkeiten der Stadt, aber auch der Bestätigung gewisser Vorurteile gewidmet: „Auf eine andere Art fühlt man hier an der öffentlichen Wirtstafel, in den freimütigsten Urtheilen über öffentliche Personen und Verhältnisse, man sey in der Schweitz“. Eine Fußreise führte auf den Albis und anderntags nach Luzern. In Küssnacht schiffte man sich ein, erreichte abends Luzern.

„Der Anteil schweizerischer Themen im „Hausfreund“ wurde bisweilen überschätzt. Von den 280 Nummern in Zentners Ausgabe sind lediglich zehn schweizerisch. Acht spielen auf schweizerischen Schauplätzen, zwei weitere spielen mit schweizerischem Personal außerhalb ihrer Heimat („Seltsame Ehescheidung“, „Die gute Mutter“) und siewerden werden mehrmals erwähnt. Man wird nicht umhinkönnen einzugestehen, dass die Schweiz in den Kalendergeschichten keine bedeutendere Rolle als die anderen Nachbarländer spielt.

Wichtig jedoch ist die Einsicht, dass Johann Peter Hebel in Bezug auf die Schweiz fast ausschließlich nur Orte und Gegenden erwähnt, von denen er durch seine Reisen genaue und detaillierte Vorstellungen hat“, schreibt Rolf Max Kully im Katalog zur Ausstellung anlässlich des 225. Geburtstages von Hebel im Jahre 1985.