Presse aktuell 2010


 
Die Oberbadische vom 14.4.10

Johann Peter Hebel zum „Auseinanderfalten“

Sonderschau im Rathaus: Klemmbretter mit Exponaten regen zum Anfassen, Lesen und Staunen an

Efringen-Kirchen (jut). Wie gestaltet man eine doch recht textlastige Ausstellung über Johann Peter Hebel und seine Zeit so lebendig, dass sie Jung und Alt anzieht? Mit Hilfe des Prinzips der Klemmbretter - den Vorgängern der modernen Pinnwänden.
Die neu eröffnete Ausstellung im Rathausfoyer „Geschliffene Worte - poliertes Gestein, Johann Peter Hebel, die Erforschung der Natur und der Markgräfler Jaspis“ ist für Entdecker, die lesen, staunen, beobachten und anfassen wollen.

Museumsleiterin Maren Siegmann hat sich viel einfallen lassen, um Hebel und seine Zeit lebendig darzustellen. Auf Stellwänden lassen sich in Auszügen aus Briefen Hebels nicht nur Informationen über den Beruf der Steinschleifer oder über seine naturwissenschaftlichen Interessen nachlesen - auch Auseinanderfalten, Anfassen, Befühlen, Betrachten ist gefragt. Kleine Briefe zum Auffalten stecken in den Klemmbrettern, Reproduktionen von Bildern, ein Jaspisstein, Schreibfedern. „Es ist ein Versuch, ich hoffe, dass nicht allzu viel von den aufwändig gemachten Objekten verschwindet“, sagte Maren Siegmann. Mit der Ausstellung wird auch deutlich, dass Hebel keineswegs auf seine Texte reduziert werden kann, sondern dass er so etwas wie ein Universalgelehrter war. Literatur, Botanik, Geologie, Physik, Chemie, Mineralogie und mehr: Für Hebel und seine gelehrten Zeitgenossen wie den Apotheker Carl Christian Gmelin galt es, an allen Wissenschaften Interesse zu haben. „Es wurde botanisiert, gewandert, gesammelt, dokumentiert, Probleme per Brief diskutiert“, berichtete Siegmann.

Man war unterwegs, reiste, bildete sich weiter, gründete wissenschaftliche Vereine und geheime Gesellschaften. Schade, so Siegmann, dass nach Hebels Tod gleich am nächsten Tag sein Wohnungsinventar - darunter ein Herbarium und andere naturwissenschaftliche Objekte sowie hunderte Briefe in seinem Haus versiegelt wurden. Kurz darauf wurden sie versteigert - vermutlich ohne dass Hebels Freunde Zeit hatten, sich zum Versteigerungstermin einzufinden, wobei „ein Wäscheseil einen höheren Preis erzielte als das Herbarium“. In der Ausstellung ist auch ein erster „Raubdruck der alemannischen Gedichte von 1822, über den sich Hebel aufregte - ein Copyright gab es damals allerdings nicht“, stellte Siegmann fest. Das Buch übrigens gehört heute Eleonore Hermann aus Blansingen.


KURZINFO

Erstmals ist zu einer Ausstellung im Foyer des Efringen-Kirchener Rathauses ein „Katalog“ mit Bildern und Texten zum Dichter Johann Peter Hebel und zu seiner Zeit erschienen, der demnächst für 7.50 Euro erworben werden kann. Museumsleiterin Maren Siegmann gab zur Eröffnung zudem bekannt, dass der „Eingangsbrief der Ausstellung, in dem Hebel in Gedichtform den Jaspis beschreibt“, als Kopie für zwei Euro zu erwerben sein wird.