Presse aktuell 2010


 
Markgräfler Tagblatt vom 14.4.10

„Ohne Liebe geht es nicht“

Hebel-Serie (Teil 1): Erika Schmidt näht mit Frauen in Hausen Trachten fürs große Hebelfest vom 7. bis 10. Mai

Von Julia Lutz

„Es gfallt mer nummen eine, und selli gfallt mer gwis! O wenni doch das Meidli hätt', es isch so flink und dendersnett, so dunders nett, i wär im Paradies“, heißt es in einem der Gedichte von Johann Peter Hebel, dessen Geburt sich am 10. Mai zum 250. Mal jährt. Schöne Meidli gibt es beim großen Hebelfest auch in diesem Jahr wieder geben, dank der Hauserin Erika Schmidt.

Scheren klappern, Stoff knistert und Nähmaschinen rattern - acht Frauen nähen im Feuerwehrsaal in Hausen Montagnachmittags Trachten, deren Namen sich vom berühmten Dichter herleiten: Hansele und Vreneli. Steppen, Sticken, Schneiden - damit sind die Frauen rund um Erika Schmidt seit drei Monaten in zwei Kursen beschäftigt.

„Die Vrenelis sind in Hausen sehr begehrt“, weiß Erika Schmidt, die seit 30 Jahren die Hausener Trachten näht. Ganz besonders begehrt sind sie vor so einem großen Hebelfest, denn jeder Hausener will sich dem Dichter zu Ehren passend kleiden.

„Bürgermeister Martin Bühler hat in den letzten zehn Jahren immer auf das große Hebelfest hingearbeitet und bei mir jährlich Vreneli und Hanseli in Auftrag gegeben“, erzählt Erika Schmidt. Deshalb könne man für die rund 200 Hanseli und Vreneli auf einen breiten Fundus zurückgreifen.

Das Nähen einer Hebeltracht ist kein Zuckerschlecken, schon gar nicht in der heutigen Zeit: „Es ist schwer das Material zu bekommen“, sagt Schmidt. Vor allem bekomme man keine Fransen mehr. So führt sie die Suche nach Stoffen und Knöpfen in Lädeli von Basel bis nach Todtnau. Manche Stoffe hat sie sogar aus dem Urlaub im Elsass oder Italien mitgebracht.

Doch es gab auch viele Spenden: Die Gemeinde Hausen rief schon vor einem halben Jahr die Bevölkerung auf, alte Stoffe zu spenden oder nicht mehr benötigte Trachten abzugeben. „Wir haben viel bekommen - aus dem ganzen Wiesental“, freut sich die Schneiderin. Ganz besonders gefreut habe man sich über historische Markgräfler Trachten aus dem Jahr 1919 gefreut, die eine Frau aus Sallneck im Kleinen Wiesental spendete.

Einziges Problem: Es musste jemand gefunden werden, der in diese Tracht passt, denn die Frauen waren vor fast 100 Jahren viel kleiner und zierlicher. Aber auch einfache Hemdchen und Röcke haben geholfen. Viele Sachen seien auch noch vom letzten großen Hebelfest im Jahr 1985 gut erhalten.

Zuerst nähten die Frauen Trachten und Kleidung für die Gruppierungen, die am historischen Umzug beim großen Hebelfest teilnehmen, dann wurden Trachten für die Helfer und die Bevölkerung genäht. „Beim großen Hebelfest will jeder passend angezogen sein“, freut sich Erika Schmidt. Fertig sind die Frauen jedoch noch nicht. „Ich werde bis zum Hebelfest auch noch viel zu Hause nähen müssen“, meint Erika Schmidt, die viel Freude an den Näharbeiten hat und verrät „ohne Liebe geht es nicht“.

Die Trachten, die „lutherische chleide“, sollen schlicht und schön sein, wenn sie am Hebelfest zu Ehren des Dichters, der ihnen Pate stand, übergestreift werden. Dies gilt im übrigen auch für Männer: Erika Schmidt und die anderen Frauen nähten Anzüge für die Männer, damit sie zu den schönen Markgräfler Trachten passen.