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Presse aktuell 2010
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Die Oberbadische vom 24.3.10
Vision der Einheit im Dreiland
Literatur beim Hebelbund: „Drey-Klang über alli Grenze“
Lörrach (geb). Drei
Länder, drei Belchen, drei Dialekte, aber eine
Sprache. Das war Gegenstand einer heiteren
Lesung im Museum am Burghof. Hilda Jauslin,
Markus Manfred Jung und Sylvie Reff waren dabei
als Autoren vom Hebelbund eingeladen worden. Ob
Baseldütsch, Alemannisch oder Elsässisch, stehen
sie doch für dieselben Wurzeln und dafür, dass
die eine Identität nur durch die Pflege
derselben zu haben ist.
So entwickelte sich die Lesung zu einer
fröhlichen Schatzsuche nach kräftigen Wörtern
aus Dialekten, nach Geschichten oder Anekdoten,
die das Dreiland einzigartig machen. Mal
originell und witzig, mal bitter ernst und
bissig; das Alemannische ließ sich würzig und
kraftvoll hören und klingt. Sylvie Reff bestach
mit Liedern und poetischem Blick auf die Welt.
Sie hört den Menschen zu, sie nimmt sie ernst
und philosophiert an ihnen entlang. Wie sehr das
Elsass Kriegserfahrungen zu dulden und zu
verarbeiten hatte, wurde mehrfach deutlich. „Wo
ist denn das Vaterland, wenn die Väter alle
gestorben sind?“ Die Treue zu einem Ort, die
Würdigung konkreter Schauplätze in Basel war ein
Verdienst von Hilda Jauslin.
Ihre Arbeit verortet sich, ob es der Rhein, das
Münster oder das Wetterhüsli am Claraplatz sind,
dort entzünden sich sprachphilosophische
Betrachtungen, entfalten sich Stimmungen,
Ahnungen, Katastrophenphantasien oder wird der
Totentanz neu entfacht. „Frühling mit F“ ist
dabei ein wunderbar launiges Spiel mit dem
Stabreim.
In den Bereich der politischen Vision geht
Markus Manfred Jung, als er andeutet, dass sich
das Alemannische eigentlich selten um Grenzen
gekümmert habe. Gleichzeitig geben sich seine
Texte amüsiert, wenn er frotzelnd andeutet, zu
welchen Unarten jede Nationalität im Land des
andern fähig ist. Während die Deutschen aus dem
Elsass Wein nur zur Erinnerung mitnehmen und ihn
nicht trinken, klauen die Schweizer die Pilze
aus den deutschen Wäldern. Und die Elsässer
titeln die Berge ins Dreiland auf
Aussichtsplattformen ausschließlich französisch.
Nicht schlimm, so die aphoristischen
Überlegungen von Jung. „Wir müssen einander
kennenlernen, Stück für Stück.“ Und resümiert
schließlich: „Es ist ein Segen, im Dreiland zu
leben.“
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