Presse aktuell 2010


 
BZ vom 12.3.10

Neue Lesarten

Sonderausstellung zum 250. Geburtstag Johann Peter Hebels im Museum am Burghof

Die Alemannen, vor allem jene zwischen Lörrach und Hausen, leben mit Johann Peter Hebel - sie gehen in Schulen und wohnen in Straßen, die nach dem Dichter und Theologen benannt sind, sie spazieren durch Parks und an Denkmälern vorbei, die seinen Namen tragen, sie feiern Feste, die ihm gewidmet sind. Viele kennen Teile seines Werks oder kamen doch zumindest irgendwann damit in Berührung. In diesem Jahr aber, in dem sich der Geburtstag von Johann Peter Hebel zum 250. Mal jährt, wird er ganz besonders intensiv gewürdigt. Dabei ist das Bemühen unverkennbar, traditionellen Lesarten neue hinzuzufügen und auch jene neugierig zu machen, die meinen, es sei Heimattümelei, sich mit dem Dichter und Kirchenmann zu befassen.

Ein Kernstück des vielfältigen Programms rund um den runden Geburtstag ist die Ausstellung "Bewegter Geist - bewegtes Leben" , die am 30. April im Museum am Burghof in Lörrach beginnt. Das Haus, in dem er als Präzeptoratsvikar wirkte, besitzt die größte Sammlung zu Hebel und neben Karlsruhe die größte Hebel-Bibliothek. Drei Ebenen kennzeichnen die Ausstellung, die Lebensstationen illustrieren und Hebel als Dichter und Kirchenmann vorstellen wird. Die erste Ebene bilden 26 raumhohe Tafeln mit Texten des renommierten Hebel-Biografen Franz Littmann. Die Texte seien bewusst sehr kurz gehalten, sagt Museumsleiter Markus Moehring, um einen raschen Zugang zu ermöglichen und ein großes Publikum zu erreichen. Gleichwohl sei es gelungen, auf knappem Raum die Quintessenz jahrelanger Forschung unterzubringen. Bebildert sind die Tafeln mit Exponaten aus der Sammlung des Museums.

Mitmachstationen sind die zweite Ebene der Ausstellung. Da können beispielsweise Orte, an denen der Dichter lebte, an einem Zeitstrahl entlang angeordnet oder Dialektbegriffe aus Hebels Zeit nach Art eines Dominospiel zusammengefügt werden. So nähert man sich dem Dichter und seinem Werk interaktiv - nicht am Bildschirm, sondern haptisch. Spaß und Erkenntnis, ist Moehring überzeugt, gehen hier Hand in Hand.

Schließlich die dritte Ebene: die Originalexponate, die das Museum besitzt. Hebels Lehnstuhl und Brieftasche, der Gipsabdruck des Lörracher Denkmals, Erstausgaben und Zeugnisse der Hebel-Verehrung aus 200 Jahren werden gezeigt. Vieles davon ruht ansonsten im Depot, nur ein kleiner Teil wird in der Dauerausstellung Expo Tri-Rhena ständig präsentiert. Eingerichtet wird die Hebel-Ausstellung von der neuen Gestalterin Aurea Hardt.

Weil der Hebel-Geburtstag auf so vielfache Weise und von so vielen Akteuren begangen wird, habe man sich mit einem eigenen Rahmenprogramm zurückgehalten, sagt Museumsleiter Moehring. Eingebunden war das Museum freilich in die Vorbereitungen, die regelmäßigen Treffen vieler Hebel-Initiativen. Ein Flyer wird alle wichtigen Veranstaltungen vermerken: 30 Seiten ist er stark.

Sabine Ehrentreich

"Bewegter Geist - bewegtes Leben", Ausstellung, Museum am Burghof, Lörrach,
30. April bis 1. August