Presse aktuell 2010


 
BZ vom 11.3.10

Hebel - ein Weltbürger mit dem Blick auch für das ganz Kleine

Kulturamt plant anlässlich des 250. Geburtstags des Heimatdichters eine Würdigung ganz eigener Art / Intime Lesungen mit Musik

WEIL AM RHEIN (us). Wohl kaum ein Dichter steht so als Synonym für den alemannischen Sprachraum wie Johann Peter Hebel. Von vielen wird der Pfarrer, der 1760 in Basel geboren wurde und in Hausen im Wiesental aufwuchs, als der Vater aller Mundartdichter gefeiert.

Selbstverständlich, dass in diesem Jahr der 250. Geburtstag Hebel im gesamten südbadischen Raum Anlass für Feiern und Gedenkveranstaltungen ist, wobei sich der Schwerpunkt der Veranstaltungen auf das Frühjahr, um den Geburtstag am 10. Mai herum, konzentriert. Eine Ausnahme macht dabei Weil am Rhein, wo Kulturamtsleiter Tonio Passlick eine ganz eigene Form der Würdigung des Dichters vorgesehen hat. Dabei ist es Passlick und seinem illustren Team an Mitstreitern ein Anliegen, die besondere Bandbreite des Schaffens von Johann Peter Hebel in das Bewusstsein zu rücken.

"Hebel ist auf der einen Seite Weltbürger, der in etlichen Werken zur Weltliteratur zu zählten ist und der sich bei Goethe wie auch bei anderen großen Dichtern höchster Anerkennung erfreute. Zum anderen hat Hebel aber etwa mit seinen Kalendergeschichten geradezu intime Einblicke in den familiären Kreis, in die Stuben der Bürger gegeben. Dieser doppelten Bedeutung in Hebels Werk wollen wir nachspüren" , erklärt Passlick seinen Ansatz für das Projekt, das im Oktober ein ganzes Wochenende mit einem Dutzend verschiedener Veranstaltungen ausfüllt. Am 22. und 23. Oktober werden dazu jeweils fünf Lesungen stattfinden — an fünf verschiedenen Orten in der Stadt, die ungewöhnlich und teils auch sonst gar nicht öffentlich zugänglich sind. Was sie eint, ist ihre Atmosphäre und Intimität, so ist etwa geplant, eine Lesung im Altweiler Meierhof, heute ein mit viel Liebe zum Detail hergerichtetes Privathaus, auszurichten, gibt Passlick in die Planung Einblick. Namhafte Schauspieler und andere Prominente werden, umrahmt von Musik, Hebel rezitieren. Den Abschluss findet das Projekt mit einer Stadtführung und einem Konzert der Jungen Kantorei.

Es gibt viele Spuren des Dichters in der Stadt, unterhielt er doch über viele Jahre eine enge Beziehung zur Pfarrerstochter Gustave Fecht in Altweil, woran ein Gedenkstein an der Altweiler Kirche heute noch erinnert. Die Junge Kantorei wird Lieder nach Hebel-Gedichten zu Gehör bringen, die der Dirigent und Gründer Hans-Jürgen Wäldele vertont hat.