Presse aktuell 2010


 
BZ vom 5.3.10

Hebel-Schnipsel für die Dreilandoper

Projektwoche am Hebel-Gymnasium bereitet grenzüberschreitendes Jugend-Kulturprojekt vor

Von unserer Mitarbeiterin Julia Jacob

LÖRRACH. Wie klingt das Dreiland? Dieser Frage stellt sich das multimediale Musikprojekt "Dreilandoper" . Mit dabei ist eine Projektgruppe des Hebel-Gymnasiums, die sich In Wort und Ton der Region nähert. Inspirieren lassen sich die Schüler dabei von den Gedichten Johann Peter Hebels. Was davon umgesetzt wird und in das trinationale Kunstprojekt einfließt, ist das Ergebnis einer freien Interpretation und wird zu einer lautmalerischen Hommage an den Dichter und den Rhein.

Wer Hebel auch sinnlich verstehen will, so der Ansatz von Ephraim Wegener, Leiter des Klangworkshops, der muss dessen Werk in die kleinsten Bestandteile zerlegen. Der Weg führt vom Wort zum Vokal, dann kommt der Rhythmus hinzu. Beim Großprojekt Dreilandoper ist der freischaffende Künstler für elektroakustische Kompositionen zuständig, den Zugang zu den Klangwelten hat er sich als Autodidakt erschlossen. Die Arbeit mit 14 Schülern der siebten und achten Klassen folgt dem Schema der freien Assoziation. "Wir haben Hebel-Texte gelesen, dann wurden unverständliche oder altertümliche Wörter aus dem Kontext herausgenommen und in Laute aufgespalten" , beschreibt der musikalische Leiter das Vorgehen der Projektgruppe. Wie das klingt, führen die Schüler vor. Das Mischpult, auf dem unterschiedliche Klangspuren gespeichert sind, dient den Schülern als Klaviatur. Sie bestimmen den Wechsel und das Zusammenspielt der zuvor eingespielten Tonsequenzen: Ein waberndes "a-u" , darunter rumort ein stimmvolles "m" , dazu gesellt sich ein zischendes "s" . Das dazugehörende Wort lautet "summa" , erklärt Ephraim Wegener.

Dass das abstrakte Konzept auch von den Schülern verstanden wird, ist das Ergebnis einer thematischen Einführung. "Man kann das den Schülern nicht einfach überstülpen. Das wäre, als würde man wahllos Zahlen vorgeben und sagen, sie sollten damit jetzt Mathe machen" , erklärt der Projektleiter den didaktischen Ansatz. Eingang in das trinationale Musikprojekt findet der Klangzauber der Hebelschüler bei der Interlude 1, die am 11. Juni im "Triangle" in Huningue gemeinsam mit rund 150 Schülern aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich aufgeführt wird. Das Konzert ist einer von mehreren Bausteinen der Oper. An acht Mischpulten werden die Ergebnisse der Workshops zusammengeführt und über vier Lautsprecher an die Zuhörer weitergeleitet. Die Verzahnung der elektroakustischen Stücke zu Themen aus der Region reicht von Mundartdichtung bis zu Audio schnipseln von regionalen Radiosendern und Naturerlebnissen am Rhein — der Klang des Dreilands eben.

Weitere Spielorte sind die Fußgängerbrücke nach Huningue, die Voltahalle und der Basler Hafen. Jede Aufführung hat einen anderen Schwerpunkt und beleuchtet einen anderen Aspekt der Region, in Wort und Bild.

Inspiration suchen die Projektmacher überall in der Region. So auch der Franzose Pierre Zeidler, der den Bereich Schreiben und Textmontage leitet. Auch er arbeitet mit Schülern des Hebel-Gymnasiums zusammen und nähert sich mit ihnen dem Thema Hebel und Dreiland auf der Textebene. In der Schreibwerkstatt ist Hebels Werk nur der gedankliche Überbau. Was letztlich zu Papier gebracht wird, ist eine freie Annäherung der Schüler an das Thema.

Elia geht in die sechste Klasse. In der Projektwoche hat er eine humoristische Kurzgeschichte mit dem Titel "Die Entführung Johann Peter Hebels" verfasst. "Der Junge ist eigentlich eher ernst und höflich, was er schreibt ist jedoch Granate" , sagt Pierre Zeidler, der die Texte und Gedichte der Schüler sammelt, um sie dann ins Dreiland-Opernprojekt weiter zu tragen.


Die Hebelinterpretation ist bereits heute Abend um 19.30 Uhr im Hebel-Gymnasium zu hören.