Presse aktuell 2010


 
BZ vom 3.3.2010

Hebel - auch in der Töpferstadt stets präsent

Markgräfler Trachtenverein widmet dem vor 250 Jahren geborenen heimatverbundenen Kosmopoliten seinen "Liechtgang"

KANDERN (ouk). Johann Peter Hebel, der "heimatverbundene Kosmopolit" , kam vor 250 Jahren in Hausen zur Welt. Aus Anlass dieses Jubiläums widmete der Markgräfler Trachtenverein Kandern dem Dichter den aktuellen "Liechtgang" .

Johann Peter Hebels großer Verdienst sei es, dass er die alemannische Sprache in seinen Gedichten festgehalten habe, sagte Christa Heimann vom Trachtenverein. Die Frauen und Männer in Tracht rezitierten einige Gedichte, andere trugen sie in Liedform zur Gitarre vor. So zum Beispiel das Gedicht vom "Mann im Mond" - jene innige Zwiesprache zwischen Mutter und Kind über den wilden Gesellen, den "Nichtsnutz" , der da oben in Verbannung leben muss.

Die Frauen und Männer entführten in die Welt des großen Dichters, in der Platz ist für Lebenslust und Liebe zur Heimat, aber auch für Tod und Schmerz - und immer für eine augenzwinkernd verpackte Lebensweisheit. Christa Heimann führte mit großer Herzlichkeit durchs Programm. Mit kleinen Anekdoten brachte sie den Dichter ihren Gästen nah: "Pechschwarz" sei es hinter Basel einmal geworden, als sie ihrem Opa beim Heuen helfen musste, erzählt sie, bevor Ursula Raupp das Gedicht vom "Gewitter" vortrug: "Es chunnt so schwarz und chunnt so schwer!" Thomas Hofer und Anita Möhring mit ihrem schönen Sopran trugen vertonte Hebelgedichte vor, zum Beispiel "Der Knabe im Erdbeerschlag" .

Als Überraschungsgast schlüpfte Karlfrieder Gressel in die Rolle des Johann Peter Hebel und betrachtete (nach einem Text von Werner Richter) die moderne Welt aus seinen Augen. Mit wohltönender Bassstimme wunderte sich der stattliche Mann, dass es in den Städten nachts nicht dunkel wurde, dafür aber der Nachtwächter fehlte - und über den Lärm. Der Vereinsvorsitzende Fred Wehrle begrüßte neben Bürgermeister Bernhard Winterhalter die Vertreter von fast einem Dutzend Heimat- und Trachtenvereinen. Wehrle suchte nach Bezugspunkten von Johann Peter Hebel zu Kandern. Er berichtete, dass es schon zum 100. Geburtstag des Dichters eine Feier in Kandern gegeben hatte. Auch zwei der vorgetragenen Gedichte spielten in der Stadt. Das Stück "Das Gespenst an der Kanderner Straße" erzählte vom tragischen Schicksal einer Frau: Zuerst stirbt ihr Mann im Krieg, dann ihr Kind, weil ein betrunkener Mann es umrennt und tödlich verletzt. Seitdem wacht der Geist der Frau am Grab des Kindes und lenkt jeden betrunkenen Menschen, der vorübergehen will, in die Irre. Nüchterne Passanten dagegen lässt der Geist ihren Weg gehen. "Er rüehrt si nit, er loßt sie ordeli/passieren ihres Wegs. Verstoht der mi?" rezitierte Fred Wehrle. Als Christa Heimann und später Ilsabe Geib, die Leiterin des ökumenischen Kirchenchors Kandern, sie aufforderte, mit zu singen, ließen sich die meisten Gäste nicht lange bitten. Gemeinsam sangen sie das Hebelstück vom "Schwarzwälder im Breisgau" , das Abendlied "Weißt du, wie viel Sternlein stehen" und andere Lieder.