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Presse aktuell 2010
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Basler Zeitung vom 29.1.2010
Johann Peter Hebel, der fast vergessene Sohn
Von David Weber
"Wenigstens etwas", sagt die Präsidentin der
Basler Hebel-Stiftung, Beatrice Mall-Grob. Der
heutige Neujahrsempfang des Stadtpräsidenten Guy
Morin steht im Zeichen des Dichters Johann Peter
Hebel.
Nach Grossrat Oswald Inglin (CVP) wird nun auch
dessen Parteikollege Marcel Rünzi politisch
aktiv. Der Bürgergemeinderat hat im
Stadtparlament eine Interpellation zum 250.
Geburtstag von Johann Peter Hebel eingereicht.
Hebel soll 2010 eine "gebührende und würdige
Ehrung" erhalten, fordert Rünzi. Auch Inglin
hatte im Kantonsparlament die passive Haltung
des offiziellen Basel betreffend Hebel-Jubiläum
kritisiert.
Der wohl berühmteste alemannische Mundartdichter
Johann Peter Hebel wurde am 10. Mai 1760 in
Basel geboren und verbrachte hier die Hälfte
seiner Kindheit, weil seine Eltern im Sommer in
einem Patrizierhaus arbeiteten. Im Winter lebte
er in Hausen im Landkreis Lörrach. Im Gegensatz
zu Deutschland halten sich die Behörden in Basel
vornehm zurück mit Feierlichkeiten im
Jubiläumsjahr.
"Schöne
Würdigung"
Etwas macht das offizielle Basel aber doch für
den Dichter der Stadthymne "Z Basel an mym Rhy".
Der heutige Neujahrsempfang des Stadtpräsidenten
Guy Morin in der Peterskirche steht im Zeichen
von Johann Peter Hebel. "Es wird eine feierliche
und schöne Würdigung des Dichters durch den
Regierungsrat sein", erklärt Morin. Das sei
wenigstens etwas, kommentiert Beatrice
Mall-Grob, Präsidentin der Basler
Hebel-Stiftung. "Immerhin ein Zeichen der
Wertschätzung zum Anfang des Hebel-Jahres." Sie
hofft, dass die Regierung am einen oder anderen
Hebel-Anlass teilnehmen wird. Das bestätigt
Morin. Die Basler Regierung wird am 10. Mai an
der Hebel-Feier in Hausen vertreten sein. Weiter
unterstützt sie private Bemühungen, den
Mundartdichter zu ehren. Die Mittel der
Hebel-Stiftung seien beschränkt, sagt Mall. Eine
Doppel-CD mit den berühmtesten alemannischen
Gedichten und Kalendergeschichten ist bereits
erschienen. Geplant ist unter anderem noch ein
Comicband.
"Beamtengesellschaft"
Der Journalist Urs Paul Engeler glaubt den Grund
für das "organisierte Vergessen" des offiziellen
Basel zu wissen. Der rot-grün-urbanen Basler
"Beamtengesellschaft" erscheinen die von Hebel
gerühmten Tugenden der alemannischen Welt – wie Fleiss, Masshalten und Selbstverantwortung – als
"überholt, ja reaktionär", schreibt Engeler in
der "Weltwoche" vom 19. Januar.
"Hebel lässt sich nicht parteipolitisch
festlegen", widerspricht Mall. Auch der Grüne
Morin kann Engelers Argumentation nicht
nachvollziehen. Morin würdigt Hebel als
"Weltbürger, der die Aufklärung und die
politische Moderne in der Sprache und in der
christlichen Moral unserer Region vorlebt",
diese volkstümlich erläutere und in
unvergesslichen dichterischen Bildern verewige.
(Basler Zeitung)
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