Presse aktuell 2013


MT vom 10.5.13

Das Preisgeld wollte er nicht haben

Albert Schweitzer bekam vor über 60 Jahren den Hebelpreis verliehen/ Preisgeld sollte an Flüchtlinge gehen

Hausen (elv). Der Elsässer Albert Schweitzer war Arzt, Theologe und Philosoph und bekam weltweite Aufmerksamkeit, als er 1952 den Friedensnobelpreis verliehen bekam. Was heute nur die Wenigsten wissen: Auch Albert Schweitzer war Hebelpreisträger.

"Erfüllen wir uns mit dem Geist Johann Peter Hebels und Albert Schweitzers, und es wird besser stehen um diese verworrene Welt unserer Gegenwart, und wir selber werden bessere Menschen sein, jeder einzelne. Denn beim Einzelnen steht der Anfang. Im Geist Hebels und Schweitzers könnte das Angesicht Europas, ja der Erde, erneuert werden", sagte Staatspräsident Leo Wohleb bei seiner Ansprache beim Hebelabend am 10. Mai 1951 in Hausen.

Albert Schweitzer (1875 bis 1965) war 38 Jahre alt, als er 1913 seine elsässische Heimat zusammen mit seiner Frau Helene Breßlau in Richtung Zentralafrika verlies. Dort begann für das Ehepaar ein neues Leben: Im Nirgendwo des gabunischen Regenwaldes, wenige Kilometer südlich des Äquators, baute Schweitzer aus eigener Kraft und mit einfachsten Mitteln Anfang des 20. Jahrhunderts ein Krankenhaus auf.

So begann vor 100 Jahren in Lambarene jener Teil des Lebens Schweitzers, mit dem der protestantische Theologe sich als tätiger Christ bewies. In Afrika entwickelte Schweitzer auch die Kernthesen seiner Ethik, wie die "Ehrfurcht vor dem Leben", die ihn weltberühmt machten.

Bereits im Alter von 20 Jahren hatte Schweitzer davon gesprochen, dass er sich, bis er 30 Jahre alt sei, der Wissenschaft und der Kunst widmen werde. Etwa gleich viele Jahre seines Lebens war Albert Schweitzer Deutscher und Franzose, aufgrund der Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf seine elsässische Heimat. "Aber in derart eingeschränkten Kategorien hat er nicht gedacht", sagte Damien Mougin, Präsident der französischen Albert Schweitzer-Gesellschaft, denn Albert Schweitzer selbst habe sich gern als "Weltbürger" bezeichnet.

Die Franzosen haben Schweitzer erst spät entdeckt, als seine deutschen Schriften nach und nach übersetzt wurden. Damien Mougin wünscht sich, dass die Menschen Schweitzer wieder entdecken. Spätestens in zwei Jahren möchte er die Aufmerksamkeit auf den berühmten Elsässer lenken, denn dann jährt sich Albert Schweitzers Todestag zum 50. Mal.

Den Hebelpreis konnte Albert Schweitzer damals nicht persönlich in Hausen entgegennehmen, doch schrieb er einen Dankesbrief an den badischen Staatspräsidenten Leo Wohleb: "Den Preis nehme ich mit großer Freude an. Aber die Geldsumme, die damit verbunden ist, kann ich nicht annehmen, da ich mir nicht erlaube, etwas aus Deutschland für mein Lambarene-Werk zu empfangen, solange so viel Not und so viel Flüchtlinge in Deutschland sind. Davon gehe ich nicht ab. Also müssen Sie mir erlauben, Ihnen den Scheck wieder zuzustellen und Sie zu bitten, über das Geld nach Ihrem Ermessen zu verfügen."

Schweitzer wünschte sich, dass die Geldsumme zur Unterstützung von alten, notleidenden Schriftstellern, Künstlern oder Flüchtlingen verwendet wird. Mit den Worten, "Der Hebelpreis macht mir große Freude; fast hätte ich "a Mordsfreid" gesagt, womit mein Alemannentum zum Ausdruck käme", schloss Schweitzer seinen Dankesbrief anlässlich des Hebelpreises humorvoll ab.