Presse aktuell 2013


BZ vom 6.5.13

Marktgeflüster: Neue Sicht- und Hörweisen

Hebeldank als Matinee

Vom Burghof in die Stadtkirche und vom Samstagabend auf den Sonntagvormittag ist das Schatzkästlein des Hebelbundes in diesem Jahr umgezogen. Der Hebelbund reagierte damit auf die Rückmeldungen der Besucher, die in den vergangenen Jahren immer weniger wurden, verriet Präsident Hans-J. Schmidt. Die traditionellen Elemente mit Gottesdienst, Schatzkästlein und Empfang im Hebelsaal des Dreiländermuseums blieben jedoch erhalten und gingen diesmal nahtlos ineinander über. Tatsächlich wirkten die annähernd 80 Besucher in der lichten Helle des Kirchenraums weniger verloren als im großen Burghof, und womöglich ist auch der eine oder andere Besucher des Gottesdienstes, der am Samstagabend nicht gekommen wäre, gleich noch etwas geblieben. Bezüge gab es auch zwischen Gottesdienst und dem anschließenden Schatzkästlein, wirkte der Gesangverein Tüllingen doch bei beidem mit. Der Chor sang auch schon in der Messe die Vertonung eines Hebel-Textes. Auf den Tüllinger Chorgesang traf dann kontrastreich die avantgardistische Musik Dieter Schnebels, die spannend und vielschichtig, aber weit weniger eingängig war als die klassisch-traditionellen Lieder des Gesangvereins. Ein durchaus harter Gegensatz, mit dem offenbar nicht alle Besucher so ganz zurechtkamen, wie die Unruhe und manches Gesicht verrieten. Und doch ist der Hebelbund zur beglückwünschen, mit Schnebel eine neue und von den Traditionen abweichende Sicht auf Hebel ermöglicht und auch mit der Programmgestaltung althergebrachte Wege verlassen zu haben.

Thomas Loisl Mink