Presse aktuell 2013


MT vom 27.4.13

Lebhafter Unterricht im Hebelhaus

Das Projekt „Hebelhaus als innovativer Lernort“ ist gestartet

Hausen (sat). In zwei Wochen (10. Mai) steigt das große Hebelfest in Hausen und auch im Hebelhaus tut sich etwas: Das Projekt, das Hebelhaus zu einem innovativen außerschulischen Lernort zu gestalten, nimmt Formen an.

"Wir müssen wieder Schüler ins Hebelhaus bekommen", war der Tenor der Hebelkommission, nachdem das Hebelhaus - ehemals Elternhaus Johann Peter Hebels (1760-1826) - 2010 als Literaturmuseum eingeweiht wurde. Nachdem in Zusammenarbeit mit Thomas Schmidt, Leiter der Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten in Baden-Württemberg, ein Antrag auf Fördermittel gestellt und dieser auf Anhieb bewilligt wurde, konnte die Planungsphase beginnen.

"Die Förderung mit 50.000 Euro hat gezeigt, dass die Landespolitik die Wertigkeit des Projekts erkannt hat", so Bürgermeister Bühler der zugleich Präsident der Hebelstiftung ist. Für die Entwicklung und Leitung des komplexen Projekts konnte nun eine Fachkraft finanziert werden. Die Gemeinde entschied sich mittels eines Bewerbungsverfahrens für die Museumspädagogin Heike Kramer, "die viel mehr erfüllt, als wir erwartet haben", sagte Bühler zufrieden.

Die 30-Jährige, gebürtig aus Waldshut, hat in Gießen Erziehungswissenschaften studiert und im Anschluss ein Museumsvolontariat in Niedersachsen am Emslandmuseum Schloss Clemenswerth absolviert. Dies ist ein barockes Jagdschloss, das wie das Hebelhaus in Hausen regional verankertes und identitätsstiftendes Kulturgut aufweist.

Seit 1. März ist Heike Kramer nun im Hebeldorf tätig und hat bereits viele Ideen entwickelt: Module sollen im Lehrplan verankert, Lehrerhandreichungen sollen produziert und Apps sollen entwickelt werden. Die Museumspädagogin kann sich auch gut vorstellen, dass Schüler anhand der Gedichte Hebels eigene digitale Sequenzen oder Trickfilme produzieren.

Kurzum: Das Hebelhaus soll medial gestützt neu als Lernort erlebbar sein. Das Projekt möchte Schülern aus allen Schulstufen und aus verschiedenen Schularten den Zugang zur Sprache, zur Schrift, zum Dichter und seinen Werken und zur Region ermöglichen.

Heike Kramer betont jedoch, dass neue Medien ausschließlich reflektiert eingesetzt werden und der Literatur nicht den Rang ablaufen sollen. "Die Kinder sollen einfach sehen, dass Schrift immer Inhalt bedeutet", so Kramer. "Wir möchten einfach die Vergangenheit dem Zeitgeist anpassen", ergänzte Bühler.

Einen ersten praktischen Vorstoß hat das Pilotprojekt, das erst einmal für 15 Monate angesetzt ist und dann auf andere vergleichbare Institutionen übertragbar sein soll, am gestrigen Freitag bereits gemacht. Studenten der Pädagogischen Hochschule Freiburg und einige Schüler aus verschiedenen Klassenstufen haben das Hebelhaus erkundet.

"Das ist sehr spannend, da die Kinder unvoreingenommen sind. So können wir sehen, wie die Ausstellung auf sie wirkt", sagte Heike Kramer. In dem seit 1718 kaum veränderten Haus gibt es nämlich viel zu entdecken: Von den knarrenden Stufen über die alte Kochstelle bis hin zu Hebels Gedichten, die in allen Räumen die Wände schmücken.

Auch Schüler, die im Alltag nicht Alemannisch sprechen, trauten sich an die Gedichte heran und ließen sich von den Studenten aufnehmen. So erfuhren sie direkt den Unterschied sprachlicher Ausdrucksmöglichkeiten. Auch für die Freiburger Studenten war das Verhalten und die Reaktionen der Schüler spannend, da sie durch die spätere Analyse das Projekt mitentwickeln können, das später einmal in der Lehreraus- und Weiterbildung verankert werden soll.

"Letztendlich steht und fällt das Projekt mit dem Engagement der Region", sagte Heike Kramer. Doch die Reaktionen seien bisher durchaus positiv gewesen. Als Kooperationspartner haben bereits zugesagt: Hebelbund Lörrach, Hebelstiftung Basel, Grundschule Hausen, Werkrealschule Außenstelle Zell, Pädagogische Hochschule Freiburg, Montfort-Realschule Zell und das Theodor-Heuss-Gymnasium Schopfheim.